Unentschieden im "Duell der Adler"

21.11.2017 23:35:05 | maroons

Nach zwei Niederlagen in Serie wieder einmal ein Punkt: Aarau und Servette spielen 0:0 Unentschieden

 

Im zweitletzten Heimspiel vor der Winterpause herrschte im Aarauer Brügglifeld Tristesse: Der FC Aarau und Servette brachten kein Tor zu Stande und trennten sich torlos. Allerdings: Mehr als das Geschehen auf dem Platz interessierte das Stadionfinanzierungsprojekt «meinstadion.ch».

«Hast du schon gespendet? Wie viel? 5‘000 Franken? So viel?» Zwei Tage nach der Lancierung von «meinstadion.ch» trifft der FC Aarau im zweitletzten Heimspiel des Jahres auf Servette. Das Sportliche interessiert dabei nur am Rande. Hauptthema vor, während und nach dem Match ist erwartungsgemäss das Spendenprojekt, das die Initianten um Michael Hunziker für die Finanzierung des neuen FCA-Stadions ins Leben gerufen haben.

Trotz weiterhin vieler Fragezeichen in der Stadionfrage – im Brügglifeld ist an diesem Abend bei den 2432 Zuschauern so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren. Man sieht mehr fröhliche Gesichter als an früheren Spieltagen. Das Schimpfen nach misslungenen Aktionen des Heimteams war schon mal lauter.

Versöhnlicher gestimmtes Publikum

Am Freitagnachmittag steht das Spendenbarometer noch bei 260 000 Franken. Die Omnipräsenz von «meinstadion.ch» rund um das abendliche Spiel dürfte die Summe in die Höhe getrieben haben. 3180 Franken jedenfalls sind mindestens zusammengekommen – der Grund: Ein anonymer Sponsor hat vor dem Anpfiff angekündigt, für jeden Ballkontakt des FC Aarau im Servette-Spiel fünf Franken zu bezahlen.
Vor diesem Hintergrund wurden vom Publikum, das sich sonst kaum über etwas mehr nervt, die zahlreichen Rückwärtspässe im Aarauer Aufbauspiel für einmal verziehen. Am Ende haben die zwei für die kreative Aktion aufgebotenen jungen FCA-Fans 636 Aarauer Ballberührungen gezählt – macht 3180 Franken auf das Spendenkonto von «meinstadion.ch».

Ein Schritt vorwärts

Zum Sportlichen, das trotz StadionHype nicht ganz unwesentlich ist für den FC Aarau: Die Abstiegszone ist nach den schlechten Auftritten vor der Länderspielpause wieder näher gerückt. Und am Freitag gastierte mit Servette ausgerechnet jene Mannschaft auf dem Brügglifeld, die den FCA beim 3:0 Ende August bis auf die Knochen blamierte.
Wiedergutmachung war also angesagt.
So viel vorneweg: Der FC Aarau machte gegen die Genfer einen kleinen Schritt vorwärts. Hauptgrund dafür: Kein Gegentor erhalten gegen die drittbeste Offensive der Liga. Ein bisschen Glück war dafür nötig, etwa in der 5. Minute, als Servettes Cespedes aus fünf Metern den Ball statt ins leere Tor an den herangeeilten Pascal Thrier schoss. Oder in der 57. Minute, als FCA-Goalie Deana mit den Fingerspitzen den Abschluss von Willie um den Pfosten lenkte.
Doch insgesamt präsentierte sich der FC Aarau defensiv deutlich stabiler als in den Wochen zuvor, als man in zwei Spielen acht Gegentore kassierte. Der Ausfall von Abwehrchef Stéphane Besle, gleichbedeutend mit dem Karriereende des Franzosen, hat nicht geschadet. Im Gegenteil: Igor Nganga, der für Besle ins Abwehrzentrum rückte, brachte viel Stabilität ins Gefüge.

Ungenügende Offensive

Tadeln hingegen muss man die Aarauer für ihr Offensivspiel. Trotz deutlich weniger Ballbesitz hatten die Genfer die klareren Torchancen – das Heimteam hingegen wusste mit dem vielen Ballbesitz wenig bis gar nichts anzufangen. Das war bis 25 Meter vor dem gegnerischen Tor ganz nett anzusehen, doch ab dort herrschte die grosse Ratlosigkeit.
Die Angriffe waren ideenlos, zusammenhängende, flüssige Aktionen gab es keine. Vielmehr war es so: Jeder Aarauer, der in Strafraumnähe den Ball erhielt, verfolgte seine eigenen Ideen statt eines der geübten Angriffsmuster. Entsprechend kam es nur zu einer grossen Torchance für den FC Aarau, die Captain Patrick Rossini in der 49. Minute aber fast schon fahrlässig vergab.

Mehr offensive Qualität wäre vorhanden

Auch wenn Servette mit zwölf Gegentoren über die beste Abwehr der Liga verfügt – die Qualität für mehr Gefahr ist in der Aarauer Offensivabteilung zweifellos vorhanden, nur abgerufen wird sie nicht. Frage an Trainer Marinko Jurendic: Litt die Offensive gegen Servette unter dem Fokus auf die Defensive? «Das war so nicht geplant. Wir haben uns mehr erhofft. Aber gegen einen starken Gegner war das ein zufriedenstellender Auftritt. Die Punkteteilung geht aufgrund der Leistungsverhältnisse in Ordnung.»
Bleibt noch anzufügen: Mit Ilir Zenuni feierte ein Stürmer-Eigengewächs sein Profidebüt (eingewechselt in der 75. Minute), dem im FCA viel Potenzial nachgesagt wird. Der 18-Jährige bleibt ab sofort im Profikader.

FC Aarau – Servette FC 2:0 (1:0)

Brügglifeld : 2‘432 Zuschauer
Schiedsrichter : Stephan Klossner ; Remy Zgraggen, Bekim Zogaj
Tore : /

Servette FC : Frick ; Sauthier, Sarr, Nathan, Le Pogam ; Fabry, D. Stevanovic ; M. Stevanovic, Cespedes (72’ Berisha), Lang (56’ Barbosa) ; Alphonse

FC Aarau : Deana ; Thrier, Nganga, Thaler, Mehidic ; Yapi, Perrier ; Tasar (75‘ Zenuni), Frontino (67‘ Peyretti), Audino ; Rossini

Verwarnungen : 5‘ Tasar, 25‘ Mehidic, 34‘ Lang, 35‘ Thrier, 62‘ Barbosa, 63‘ Alphonse, 78‘ Audino, 87‘ Yapi
Gelb-Rot : 85‘ Barbosa

Bemerkungen : Servette ohne Hasanovic, Wüthrich (Verletzt), Antunes, Busset, Bytyqi, Castanheira, Da Silva, Lécureux, Lungoyi (Nicht im Aufgebot), 57‘ Pfostenschuss von Barbosa ; Aarau ohne Besle, Cani, Ciarrocchi, Garat, Jäckle, Misic, Peralta (Verletzt), Boakye, Corradi, Joos, Siegfried (Nicht im Aufgebot)


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Quelle : (aargauerzeitung.ch / 18.11.2017 09:29 Uhr / Sebastian Wendel)