Vernichtende Niederlage im Letzigrund
Und niemand weiss, warum: (nzz.ch / 20.04.2013 23:03 Uhr)
Zürich bezwingt Servette 4:0. Der Sieg ist zu hoch, aber Balsam nach dem Cup-Out. Servette kommt im Letzigrund zu zehn Cornern, aber keinem Tor. Kukuruzovic trifft zweimal für den FCZ – und Chikhaoui erstmals seit gut einem Jahr.
Die Pause war noch weit weg, als sich die Frage aufdrängte, worüber die Ereignisse auf dem Rasen mehr erzählten: über die wacklige Abwehr des FC Zürich oder über den kraftlosen Angriff der Servettiens. Wiederholt kam es vor, dass die Genfer nur einen simplen Haken zu schlagen brauchten – und sich des FCZ-Verteidigers schon entledigt hatten. Doch als wollten sie nicht wahrhaben, wie einfach es wäre, vors Tor zu gelangen, verloren sich die Gäste in der überraschenden Freiheit. Die grösste Chance bestand in einem selten verwirrenden Kunststück, als der Ball nach einem Kopfstoss Eudis' an die Latte, auf die Linie und wieder an die Latte flog. Dem FCZ war das Gestänge besser gesinnt: Als Stjepan Kukuruzovic aus der Distanz aufs Tor drosch, sprang der Ball von der Latte zum 1:0 ins Netz (18. Minute).
Und so kam es, dass der FCZ 4:0 gewann und wohl niemand so genau wusste, wie es so weit hatte kommen können. Es war zwar zu vermuten, dass der Trainer Urs Meier das Team zu einer offensiven Spielweise animiert hatte – so waren zumindest die Bemühungen der ersten Minuten und danach die Gesten Meiers zu deuten, die nur einen Weg zu kennen schienen: nach vorne. Aber zu Beginn der zweiten Hälfte verfolgten die Servette-Ersatzspieler die Partie stehend, als sei die Spannung sitzend kaum zu ertragen, wann der Treffer, der doch einfach fallen müsste, endlich falle. In der Tat fiel bald ein Tor, aber erstaunlicherweise abermals für den FCZ, abermals durch Kukuruzovic, abermals per Weitschuss (Freistoss, 53.). Dieses Tor gab den Genfern die Ernüchterung, frustriert abzusitzen und dem FCZ die Lockerheit zu weiteren Toren. Zuerst traf der fragile Künstler Yassine Chikhaoui (60.), erstmals seit dem 7. April 2012 und kurz vor Ende skorte auch noch der kühle Vollstrecker Adis Jahovic. Weitere FCZ-Chancen waren kaum der Rede wert; das Cornerverhältnis indes lautete 10:1 – pro Servette.
Doch für den FCZ zählte nur der Sieg, weil er das Zeichen einer Reaktion war – nach vier Niederlagen in Serie, zuletzt im Cup-Halbfinal gegen den Stadtrivalen GC, was besonders schmerzvoll gewesen war. Den Weg zum Sieg ebnete mit Kukuruzovic just ein Spieler mit doppeltem Schmerz, weil er gegen GC nicht einmal im Aufgebot gestanden war. «Aber Enttäuschungen gehören zum Fussball», sagte der Trainer Meier – es gehe darum, Enttäuschungen beiseitezulegen. Offensichtlich gelang es nicht nur Kukuruzovic, sondern der ganzen Mannschaft. Die letzten zwei, drei Tage seien nicht einfach gewesen, aber jeder habe dem anderen geholfen, sagte der FCZ-Goalie David Da Costa, ein Bub aus der Südkurve, dem Niederlagen gegen GC besonders weh tun. Doch als er sagte, der FCZ wisse, was er könne, «wir glauben immer noch an uns, und das sahen wir heute auf dem Platz» – da klangen Da Costas Worte stärker, als die Leistung des Teams gewesen war. / http://www.nzz.ch
FC Zürich – Servette FC 4:0 (1:0)
Letzigrund : 8‘369 Zuschauer
Schiedsrichter : Patrick Graf ; Devis Dettamanti, Carmine Sangiovanni
Tore : 18’ Kukuruzovic (1:0), 53’ Kukuruzovic (2:0), 60’ Chikhaoui (3:0), 92‘ Jahovic (4:0)
Servette FC : Gonzalez ; Diallo (46’ Routis), Schneider, Mfuyi, Moubandje ; De Azevedo, Pasche (61’ Vitkieviez), Kouassi, Tréand (74’ Moutinho) ; Kossoko ; Eudis
FC Zürich : Da Costa ; Glarner, Béda (66’ Djimsiti), R. Koch, Benito ; Gajic, Kukuruzovic ; Schönbächler, Chiumiento, Chikhaoui (78’ Drmic) ; Gavranovic (70’ Jahovic)
Verwarnungen : /
Bemerkungen : Servette ohne Karanovic (Gesperrt), Grippo, Machado, Rüfli (Verletzt), Ben, Eyer, Gazzetta, Gissi, Gomes, Kusunga, Lang (Nicht im Aufgebot), 26‘ Kopfball von Eudis an die Latte, Barroca verletzt sich beim Warm-Up ; Zürich ohne Chermiti (Gesperrt), P. Koch, Kukeli (Verletzt), Gonçalves, Henrique, Kajevic, Malloth (Nicht im Aufgebot)