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18.10.2016 18:11:27
Servette schiesst Schaffhausen weiter ins Elend!
Die altehrwürdige Breite ist bald Geschichte, ab der Rückrunde spielt der FC Schaffhausen im neugebauten LIPO-Park. Das letzte Spiel der Servettiens auf der Breite konnten die Jungs von Anthony Braizat mit 1:2 für sich entscheiden.
Der Albtraum nimmt kein Ende:(fcschaffhausen.ch / 16.10.2016)
Die Zuversicht war gross, dass gegen Aufsteiger Servette FC endlich der zweite Heimsieg der Saison realisiert wird, doch die Genfer gewannen alles in allem verdient mit 2:1.
Wohlen macht es. Le Mont seit Neustem auch. Auch Servette hat kürzlich umgestellt und agiert mit einer Dreierabwehr, verteidigt bei den Angriffen des Gegners mit fünf Mann. Also für die Konkurrenz ein schwieriges Unterfangen, durch diese Menschenmenge, welches sonst nur die Pendler zu den Stosszeiten am Zürcher Hauptbahnhof kennen, irgendwie durchzukommen. Dem FC Schaffhausen wurde dies erneut zum Verhängnis, als die Mannschaft lange keine Mittel fand, das Genfer Bollwerk zu knacken. Ähnlich wie gegen Wohlen starteten die Munotstädter einen Angriffsversuch, um diesen wieder abzubrechen und den Ball über die Innenverteidiger auf die andere Platzhälfte zu spedieren. Wenn das Leder bis dann nicht verloren ging, fand das Spielgerät auf umgekehrtem Weg wieder auf die andere Seite. Ein starkes Indiz, dass einigen Spielern das taktische Verständnis fehlt, weil dieselben Fehler wie schon gegen die Freiämter begangen wurden.
Ex-FCSler Berisha mit Traumtor
Die erste Hälfte war aus Schaffhauser Sicht ein wahres Gruselkabinett. Viel zu verhalten ging der Heimclub in die Partie; jegliche Leidenschaft, gesunde Aggressivität und die pure Lust, ein stark bestücktes Servette in die Knie zu zwingen, davon war rein gar nichts zu spüren. Ein Paradebeispiel aus der 5. Minute, nachdem Faruk Gül einen Zweikampf im Mittelfeld verlor und William Le Pogam losstürmte, als gäbe es kein Morgen mehr. Seine Flanke war allerdings derart unpräzis, dass der Ball vermeintlich rund fünf Meter neben der Cornerflagge ins Aus zu rollen schien. Doch Anthony Sauthier reagierte blitzschnell, holte sich die Kugel, ohne von Nejc Mevlja in Bedrängnis zu kommen, schlenzte das Leder in die Mitte, wo ausgerechnet der ehemalige FCS-Akteur Florian Berisha mit einem Traumtor via Lattenunterkante seine Farben in Front schoss. Auch der zweite Treffer der Genfer hätte auf diese Weise nicht passieren dürfen. Ein langer Ball erreichte den Neo-Goalgetter Jean-Pierre Nsame, der zuerst den eigentlich sonst soliden Granit Lekaj alt aussehen liess und danach drei weitere Gelb-Schwarze austanzte, ehe er auch Keeper Franck Grasseler eiskalt bezwang. Dabei betonte Trainer Axel Thoma an der Medienkonferenz vergangenen Freitag, dass man unter keinen Umständen mit Gegenkonter ins offene Messer laufen wolle.
Zock kompromisslos
Es war ja nicht so, dass der FCS zu keinen Chancen kam. Gerade Luca Tranquilli zeigte wie schon beim Gastspiel in Wil starke Aktionen, beispielsweise als er zweimal Gianluca Frontino die Vorlage für mögliche Tore gab. Auch Shkelqim Demhasaj konnte von Tranquillis Vorbereitung nach einer halben Stunde nicht profitieren. Sehr bemüht war Faruk Gül, doch konnte er auf der linken Aussenbahn wenig Glanzpunkte setzen. Oftmals war er mit Verteidigungsarbeit beschäftigt, zudem fühlte er sich etwas unwohl. Axel Thoma erlöste Gül kurz vor der Pause, indem er Igor Tadic das Heim-Comeback ermöglichte und danach auf ein 3-5-2 umstellte. Einer, der aus der gesamten Menge herausstach war Christian Zock. Kompromisslos, ohne Schnörkel und auf direktestem Weg brach der 22-jährige Kameruner immer wieder aus und sorgte bei Servette für mächtigen Wirbel. Nicht nur die Ballführungen Zocks waren immer wieder Augenweiden, sondern auch das Antizipieren der Spielabläufe las er gekonnt. Für den FCS mit Sicherheit ein Gewinn. Trotz konditionellen Mängel demonstrierte Nejc Mevlja sein Können als linker Aussenverteidiger, vor allem aber war er, je länger die Partie dauerte, immer gefährlicher im Revier von Servette-Goalie Jérémy Frick.
Unglückliche Entscheide des Refs
Auch wenn Schiedsrichter Simon Roth, der seine zweite Challenge League-Partie seiner noch jungen Karriere arbitrierte, teilweise ziemlich überfordert war, lag es nicht am Unparteiischen, dass die Schaffhauser keine Tore erzielten. Schon im ersten Durchgang erhielt Frontino im gegnerischen Sechzehner einen Schlag auf seine Knochen, wo andere Refs auch schon mal Elfmeter geben würden. Im Gegenzug übersah er ein Foul an einen Genfer im Schaffhauser Strafraum. Noch frappanter war der Umgang mit den Verwarnungen. So hätte Roth den Grenat Mirsad Hasanovic nach zwei harten Fouls binnen einer Minute vom Platz stellen müssen, aber auch Paulinho hatte Glück, als er bei einem rüden Foul an Alexandre Alphonse nur Gelb sah. Dort, wo eine gelbe Karte nötig gewesen wäre, beliess es der Berner bei Ermahnungen. Den grössten Lapsus leistete sich der junge Schiedsrichter in der 77. Minute, als Igor Tadic auf Höhe des Penaltypunktes von den Beinen geholt wurde. Der fällige Strafstoss blieb für die Schaffhauser lediglich ein Wunschgedanke. Danach entglitt dem Ref das Spiel derart, dass der vierte Offizielle Vladimir Ovcharov ihm via Funk immer wieder Anweisungen durchgeben musste. Die Verunsicherung zeigte sich auch darin, dass Roth einem Genfer in der 82. Minute den gelben Karton entgegenstreckte, weil sich allerdings gleich drei Akteure am selben Ort aufhielten, kann nur vermutet werden, dass die Verwarnung an den eingewechselten Matias Vitkieviez ging.
Dreikampf um Rote Laterne
In der zweiten Halbzeit erlangten die Schaffhauser zumindest das kämpferische Element und versuchten sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzen, was in der Tat auch entsprechend gelang. So war Mirko Facchinettis Anschlusstreffer nach einer Stunde längst überfällig, nachdem fünf Minuten zuvor Christopher Mfuyi einen Kopfball von Mevlja auf der Linie abwehren musste. Auch Paulinho wurde zusehends stärker und fand sich auf seiner angestammten Position immer mehr zurecht. Ebenfalls gefiel Tadic, der mit etwas mehr Spielpraxis den Torriecher-Instinkt bestimmt reaktivieren kann. Der Stürmer war bei den Angriffsversuchen meist aktiv mit im Geschehen. Nichts desto trotz ging auch das siebte Meisterschaftsspiel in Folge ohne Dreier zu Ende. Nicht einmal so viel Ertrag war dem FC Schaffhausen hold, dass es wenigstens noch zum 2:2 reichte. Mit dem FC Chiasso 1905 und dem FC Wohlen wird es augenscheinlich in den folgenden Wochen zu einem Dreikampf um die Rote Laterne kommen.
Telegramm
FC Schaffhausen - Servette FC 1:2 (0:2)
Breite - 1354 Zuschauer - SR: Simon Roth
Tore: 5. Berisha 0:1, 35. Nsame 0:2, 60. Facchinetti 1:2.
Schaffhausen: Grasseler; Paulinho, Lekaj, Neitzke, Mevlja; Zock, Facchinetti; Tranquilli, Frontino, Gül (43. Tadic); Demhasaj (75. Rossi).
Servette: Frick; Doumbia, Mfuyi, Cadamuro; Sauthier, Hasanovic (46. Pont), Maouche (85. Libertazzi), Le Pogam; Alphonse, Berisha (71. Vitkieviez); Nsame.
Bemerkungen: Schaffhausen ohne Gonçalves, Zornjak (beide gesperrt), Bunjaku, Zuli, Fioravanti (alle verletzt), Gautreaux, Schmocker und Baumgartner (alle nicht im Aufgebot). Servette ohne Delley (krank), Rodrigues (verletzt), Besnard (rekonvaleszent), Da Silva, Gazzetta, Caslei, Fargues, Kursner und Gonzalez (alle nicht im Aufgebot). - 43. Gül angeschlagen ausgeschieden. 55. Mfuyi rettet einen Kopfball von Mevlja auf der Linie.
Verwarnungen: 16. Neitzke (Foul), 17. Hasanovic (Foul), 43. Alphonse (Foul), 53. Paulinho (Foul), 76. Tranquilli (Foul), 79. Tadic (Reklamieren), 82. Vitkieviez (?).
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