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Sicht zum Spiel aus Wohlen

25.09.2009 00:00:00

Servette - Wohlen 

Auswärtspunkt für den FC Wohlen beim grossen Servette – und trotzdem kochten die Freiämter Gemüter. Ein katastrophaler Fehlentscheid schenkte den Romands das 1:1.
 
Mixed Zone im Stade de Genève: Türen knallen, Schimpftiraden hallen durch die Katakomben. Ungläubiges Kopfschütteln und Wut im Wechselspiel. Der Unmut kommt vonseiten des «kleinen» FCW – und das trotz eines Auswärtspunkts beim selbst ernannten Meisterschaftsfavoriten Servette. «Wir mussten heute gegen 14 Mann antreten. Wir wurden betrogen. Die Schiedsrichter waren doch gekauft», tobt Goalie Reto Felder, während er sich genervt das Tape von den Fingern rupft.
 
Starker Tobak. Doch was war geschehen?Es läuft die 43. Minute im spärlich besetzten Stadion. Der FC Wohlen liegt nach einem Maric-Treffer auf Freistoss Schirinzi mit 1:0 in Führung. Zwei Minuten bis zur Pause. Freistoss für Servette von der Seite. Der Ball fliegt in den Strafraum – Felder ist zur Stelle. Fängt den Ball im Fünfmeterraum sicher. Deugoué kann seinen Flug nach dem verpassten Kopfball nicht mehr bremsen, knallt rückwärts in den FCW-Goalie und schlägt ihm den Ball aus den Händen. Alles bleibt stehen, wartet auf den scheinbar selbstverständlichen Pfiff von Schiedsrichter Gut. Von wegen selbstverständlich: Der Pfiff bleibt aus. Tozé reagiert am schnellsten, spitzelt den Ball über die Torlinie. 1:1 – die Freiämter toben.
 
Assistent drückt sich, sagt nichts
 
«Er schlägt mir den Ball im Fünfmeterraum aus den Händen. Auch wenn er es nicht extra macht, das muss Foul sein», schildert Felder die Szene. Auch die FCW-Bosse sind fassungslos über den Fehlentscheid, sprechen den Unparteiischen nach dem Spiel auf die Szene an. Der streitet alles ab, hält an seiner Version fest: kein Foul.
 
Nur: Die Beweisbilder sprechen eine andere Sprache. Und sie zeigen, dass Schiedsrichter Gut gar keine freie Sicht auf das entscheidende Foul an Felder hatte. Der «WA/BBA» fängt deshalb vor der Kabine den Assistenten ab, der die Szene aus optimalem Winkel hätte sehen müssen. Wie konnte er die Attacke an Felder übersehen? Er zögert, tut erst so, als ob er die Frage nicht verstehen würde, und wendet sich dann plötzlich ab: «Keine Stellungsnahme.»
 
Felder stark – aber mitschuldig
 
Die grösste Chance des FCW, beim Favoriten etwas zur Ruhe zu kommen, ist damit geraubt. Denn die Freiämter sind dem Sieg an diesem Abend nie wirklich nahe. Und das, obwohl sie kämpfen bis zur Erschöpfung. Und das, obwohl sie in Halbzeit zwei wieder in Führung gehen. Diethelm profitiert nach zwei verunglückten Befreiungsschlägen Servettes und drückt den Ball über die Linie (61.). Es ist das zweite FCW-Tor an diesem Abend aus dem Nichts.
 
Der Mannschaft von Trainer Martin Rueda fehlt nach den Nackenschlägen im August immer noch das Selbstvertrauen, um in Genf das Spieldiktat zu übernehmen. Der FCW zieht sich zurück, versucht sicher zu stehen, setzt sich damit selbst dem Druck der spielstarken Romands aus. Fast nie in Ballbesitz, bleibt die Offensive der Freiämter praktisch inexistent. Zu schlampig sind die wenigen Versuche im Aufbau – zu weit ist man lange Zeit vom Gegner entfernt, um die Söldnertruppe unter Druck zu setzen.So sind die einzigen zwei gefährlichen Aktionen jene von Schirinzi. Der zieht nach einem Sololauf über 50 Meter mangels Abspielmöglichkeiten ab, trifft nur den Pfosten (20.) und scheitert per Kopf aus nächster Nähe an Goalie Gonzalez (71.). Sonst geht offensiv gar nichts.Damit ist der FCW am Ende fast schon gezwungen, sich mit dem Remis zufriedenzugeben. Und Felder muss sich trotz skandalösem 1:1-Treffer, trotz zahlreichen starken Paraden zuletzt doch auch über sich selber ärgern. Denn beim 2:2 – nur drei Minuten nach dem zweiten FCW-Führungstreffer – sieht der 29-Jährige nicht gut aus, als er beim Tor von Treand aus 16 Metern per Kopf überlobt wird. «Ich wollte erst rauslaufen, dann zögere und stehe einige Meter zu weit vorne. In dieser Situation habe ich unglücklich ausgesehen.»Der ganze Frust geht also nicht nur Richtung Schiedsrichter-Trio. / http://www.regionline.ch
 
/peter