Genau 2‘241 Tage war es her, seit der Servette FC seine Füsse nicht mehr auf einen Rasen der Super League gesetzt hatte. Nun kam es, wenn auch erst auf Kunstrasen, zum Comeback in Bern. Mit der Meistermannschaft der Berner Young Boys, stand der Geiger-Equipe gleich ein harter Brocken gegenüber. Dazu stellten sich über 24‘000 Leute hinter Gelb-Schwarz. Servette hatte eigentlich keine Chance – und genau diese galt es zu packen. Alain Geiger konnte auf beinahe alle Spieler zurückgreifen, welche die Vorbereitung mitgemacht hatten. Auch Mychell Chagas stand im Aufgebot, obschon er einige Tage, aus unbekannten Gründen, in der Türkei verweilte. Die grosse Absenz beim SFC war Mittelfeldtalent Kastriot Imeri. Er wurde, ebenfalls aus ungeklärten Gründen, nicht auf das Matchblatt genommen. Es wird vermutet, dass der Juniorennationalspieler mit Sampdoria Genua in Verhandlungen stehe.
Nun aber zum Spiel, dessen Startphase die Grenats verschliefen. Sulejmani preschte über die rechte Seite nach vorne und spielte scharf zur Mitte. Dort stand Ngamaleu, von Rouiller und Sauthier ignoriert, völlig frei. Der Kameruner nutzte den Freiraum ideal aus und schoss YB bereits nach 5 Minuten mit 1:0 in Front. Die kalte Dusche für den Aufsteiger wirkte noch nicht. Nur zwei Minuten später flankte Garcia von links in die Gefahrenzone. Nsamé stieg am höchsten und köpfte den Ball in Richtung Tor, wo Frick eine Glanzparade auspacken musste. Der Berner Anhang, und wahrscheinlich auch viele andere Zuschauer, rechneten bereits mit einem Kantersieg der Heimmannschaft. Doch Servette schien sich zu fangen. Ein Distanzversuch von Sauthier konnte als erste Offensivaktion verbucht werden. Nichtsdestotrotz schien dieser Abschluss die Nervosität der Gäste einzudämmen. Der SFC kam besser in die Partie und erarbeitete sich leichte Vorteile. Die schnelle Unterlage kam der technisch beschlagenen Mannschaft zu Gute. Die schnellen Flügelspieler, Stevanovic und Tasar, konnten sich mehrmals absetzen. So kam Cognat nach rund 20 Minuten zu einer ersten Topchance. Der Franzose schob den Ball, nach Tasars Vorarbeit, aus guter Position am Pfosten vorbei. Nur wenige Zeigerumdrehungen später kam Stevanovic über rechts. Unsere Nummer 9 passt auf den Flügel zum aufgerückten Sauthier. Der Kapitän flankt ins Zentrum, wo Wüthrich von Ballmoos mit seinem Kopfball zu einer Rettungstat zwingen konnte. Der Torwart der Berner hielt der ersten Prüfung stand und parierte auch in der 28. Minute einen weiteren Versuch von Sauthier. Der Ausgleichstreffer lag mittlerweile in der Luft. Und er sollte tatsächlich fallen! Cognat enteilt Sulejmani, beweist sehr viel Übersicht und bedient mittels Aussenristpass Sébastien Wüthrich. Der Regisseur zeigte keine Nerven und versenkt die Kugel trocken im langen Eck! So jubelten die knapp 500 mitgereisten Fans im Gästesektor über das mittlerweile verdiente 1:1. YB hingegen wankte. Gleich nach dem Gegentreffer musste sich Abwehrchef Lustenberger mit einer Rückenprellung auswechseln lassen. Der Neuzugang wurde von Koné in einem Luftduell mit dem Knie getroffen. Bis zur Pause blieb es beim Unentschieden. Auf Seiten des Servette FC, fragte man sich aber, ob die Luft über die volle Spieldauer reichen würde.
Nach Wiederanpfiff glich sich die Partie aus. Die Young Boys waren vermehrt in Ballbesitz, fanden aber gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Genfer kein Mittel. Servette versuchte vor allem punktuell Nadelstiche zu setzen. 65 Minuten standen auf der Uhr, als Ondoua einen Angriff auslösen konnte. Am Flügel wurde Stevanovic angespielt. Der Bosnier leitet die Kugel in den Strafraum weiter. Wüthrich war der Adressat des Zuspiels und der erwischte Zesiger auf dem falschen Bein. Der Torschütze suchte Treffer Nummer zwei und schlenzt die Kugel nur knapp am Tor vorbei. Kurz darauf tauchte Koné alleine vor dem Berner Kasten auf und verzog. Vom Meister kam noch immer zu wenig. Vielleicht konnte die YB-Viertelstunde etwas daran ändern. Kurz nach Anbruch dieser Schlussphase ging aber wieder ein Raunen durch den Gästesektor. Der eingewechselte Schalk erreichte, um wenige Schuhnummern, ein Zuspiel nicht. Der Niederländer wäre alleine vor von Ballmoos gestanden. Vom Heimteam kam dann doch noch ein Lebenszeichen. Aebischer prüfte Fricks Bereitschaft mit einem Flaschschuss aus gut zwanzig Metern. Frick hielt der Prüfung stand, und sein Team im Spiel. Auf der Gegenseite kam auch Cespedes nochmals zu einem Abschlussversuch. Sierro fälschte leicht ab, was von Ballmoos aber zu wenig irritierte. Die Nummer 1 der „Mutzen“ fischte das Leder gekonnt aus der Luft. Die Punkteteilung war schon fast beschlossene Sache, als sich Spielmann ein Herz fasste. Der Neo-Berner zog aus der Distanz ab, verfehlte jedoch deutlich.
So blieb es beim vielumjubelten Punktgewinn für die Grenats. Eine starke, geschlossene Mannschaftsleistung machte den Exploit möglich. Nun heisst es für das Team, die Nerven zu bewahren, und sich nicht auf diesem Resultat auszuruhen. Mit dem Erzrivalen aus Sion, reist bereits am Samstag ein Gegner ins Stade de Genève, der trotz Startniederlage nicht zu unterschätzen ist. Immerhin darf wieder mit einer grossen Kulisse gerechnet werden. Der Servette FC erwartet zwischen 15- und 20‘000 Zuschauer, die sich das Rhône-Derby nicht entgehen lassen wollen.
BSC Young Boys – Servette FC 1:1 (1:1)
Stade de Suisse : 25’110 Zuschauer
Schiedsrichter : Adrien Jaccottet ; Vital Jobin, Jonas Erni
VAR : Sascha Kever ; Stefan Horisberger
Tore : 5’ Ngamaleu (1:0), 31’ Wüthrich (1:1)
Servette FC : Frick ; Sauthier, Rouiller, Sasso, Gonçalves ; Cognat (84’ Routis), Ondoua ; Stevanovic, S. Wüthrich (77’ Schalk), Tasar (71’ Cespedes) ; Koné
BSC Young Boys : von Ballmoos ; Lotomba, Lustenberger (33’ Bürgy), Zesiger, Garcia ; Ngamaleu, Sierro, Aebischer (81’ Gaudino), Sulejmani (59’ Spielmann) ; Nsamé, Hoarau
Verwarnungen : 29‘ Koné, 40‘ Gonçalves, 75‘ Hoarau
Bemerkungen : Servette ohne Busset, Iapichino, Lang, Severin (Verletzt), Azevedo, Castanheira, Holcbecher, Imeri, Maccoppi, Martial, Strohbach, Vouilloz (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt von Michael Gonçalves, Gaël Ondoua, Vincent Sasso, Varol Tasar ; YB ohne Martins (Gesperrt), Camara, Fassnacht, Lauper (Verletzt), Assalé, Marzino, Petignat, G. Wüthrich (Nicht im Aufgebot)
Social Media