Servettes eleganter Mittelfeldspieler lässt seine Farben weiterhin glänzen. Seine Ausstrahlung beeindruckt die Beobachter immer wieder.
Ob Miroslav Stevanovic Kaviar mag, ist unbekannt. Doch der offensive Mittelfeldspieler des Servette FC liebt es Kaviar, in Form von Traumvorlagen, zu servieren. Seine Teamkameraden freuts. Von sieben (!) Torschüssen, die der "Künstler der La Praille" am Sonntag gegen den FC Zürich auflegte, konnte Koro Koné zwei direkt nach seiner Einwechslung verwandeln. Zuvor konnte auch Grejohn Kyei auf Zuspiel von Stevanovic, dem mit 11 Assists besten Vorlagengeber der Super League (vor Victor Ruiz, FC St. Gallen, 9 Assists), einnetzen.
Frédéric Chassot: "Alles, was er macht, kann zu einem Tor führen..."
Ist dieser Mann vielleicht der beste Spieler der Liga? Die Frage ist nicht verrückt, wenn man Stevanovics Rolle in Servettes Spielsystem genauer unter die Lupe nimmt. Frédéric Chassot zögert jedenfalls nicht, das zu unterschreiben. Er ist ein fantastischer Spieler. Die Qualität seiner Flanken ist aussergewöhnlich", fügt er an. Wenn er dieses Niveau hält, gibt es niemanden im Land, der stärker ist als er. Alles, was er macht, kann zu einem Tor führen..."
Was den ehemaligen Trainer des FC Sion ebenfalls beeindruckt, ist sein taktisches Engagement. "Alles was er tut ist richtig", sagt Chassot. In der Regel ist ein Spieler seiner Qualität nicht sonderlich lauffreudig, was die ganze Mannschaft schwächen kann. Im Fall von Stevanovic ist es genau umgekehrt. Er ist im Kopf jederzeit voll bei der Sache und arbeitet auch defensiv mit. Stevanovic ist überall. Er erinnert an einen Admir Smajic zu seinen besten Zeiten, oder an Goran Obradovic. Beide waren für ihre Teams sehr wichtig, drängten sich aber nicht in den Vordergrund.
Gabet Chapuisat: "Er ist für jede Mannschaft Gold wert"
Kurz vor seinem 30. Geburtstag, den er am 27. Juli feiern wird, scheint die Nummer 9 des Servette FC auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu sein. Obschon sein Werdegang nicht immer wie ein langer, ruhiger Fluss aussah, das zeigte seine jahrelange Wanderung durch Spanien, hat sich der bosnische Nationalspieler perfekt an die Super League angepasst. "Ich staune immer wieder", räumt Gabet Chapuisat ein. Ich hätte ihm nicht zugetraut, sich so sehr und so schnell zu verbessern. Er bestätigt das, was wir bereits in der Challenge League gesehen haben".
In seinen ersten beiden Spielzeiten bei den Grenats erzielte Stevanovic 19 Tore und buchte 23 Assists, was ihm 2018 den Titel des besten Spielers der Challenge League einbrachte.
"Er ist ein grossartiger Teamspieler, der seine Mitspieler glänzen lassen kann. Zurückhaltend und bewundernswert", ergänzt der Teleclub-Experte. Das ist für jede Mannschaft Gold wert. In jeder seiner Bewegungen stimmt alles, sowohl technisch als auch in Bezug auf die Spielübersicht. Er spielt selten nutzlose Alibipässe. Ich glaube, dass er da an Konsequenz gewonnen hat".
Pablo Iglesias: "Beeindruckend, wie er das Spiel lesen kann"
In Lausanne geriet auch Pablo Iglesias in den Bann des Ballvirtuosen. "Gegen Zürich", bemerkt der LS-Sportdirektor, "hat er seine beste Saisonleistung erbracht. Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass sich der Knoten schon früher lösen würde. Es ist beeindruckend, wie schnell er das Spiel lesen kann. Andere Spieler laufen einfach drauf los. Stevanovic weiss genau, was er tun will – und er tut es auch. Auf die Strecke von 15 bis 20 Metern ist er ausgezeichnet, bei 60-Meter-Läufen ist offenbart er aber Schwächen. Stevanovic, der das Spiel des SFC lenkt, profitiert auch vom Spielstil, den Alain Geiger seiner Mannschaft eingeflösst hat. "Er gehört in eine spielerisch starke Mannschaft."
Wie bewertet Iglesias die bisherigen Leistungen des Flügelspielers? "Ich glaube, er gehört noch nicht zu den absoluten Topspielern der Liga, aber er hat das Potenzial dazu. Ihm fehlt momentan die Konstanz". Iglesias weiss, von welchem Spieler er spricht: Im Frühjahr 2018 warb der lausanner Sportchef um Stevanovic – vergeblich! "Nachdem wir ihn als Gegner erlebt haben, sind wir auf ihn zugegangen, um zu sehen, ob es eine Möglichkeit gibt, ihn auf die Pontaise zu holen", erinnert er sich.
In der genfer Garderobe ist Stevanovic als ruhige Persönlichkeit bekannt. Stevanovic ist bis Juni 2022 an den Servette FC gebunden. Im letzten Frühling bewies die Klubleitung ein gutes Näschen und verlängerte den Vertrag vorzeitig. Man schätzt Stevanovics Marktwert auf rund 1,2 Millionen Franken. Für Servettes Spiel bleibt er aber unbezahlbar...Macht ihn dies sogar zum besten Spieler der Schweiz?
Seit fast drei Jahren stehen Anthony Sauthier und "Micha" Stevanovic tagtäglich in Kontakt. Für den Kapitän der Servettiens ein Privileg. "Er hat das gewisse Etwas", sagt er, "das es leicht macht, trotz Bedrängnis den richtigen Pass zu spielen, und die gegnerischen Reihen zu durchbrechen. Seit ich an seiner Seite spiele, ist es einfach unglaublich. Er ist nicht der Typ, der in einer Umkleidekabine laut wird. Er arbeitet für das Team, nicht für sich selbst. Auf seinem Posten gibt es in der Schweiz niemanden, der besser ist".
Unauffällig, wenn nicht sogar zurückhaltend, wirkt Stevanovic stets unzufriedene. Er ist einer, der aufgrund seines geringen Selbstvertrauens ständig an seinen Fähigkeiten und seinem Potenzial zweifelt. "Er hat sehr wenig Selbstvertrauen, das ist wahr", fährt Sauthier fort. Wenn wir ihm zu seiner Leistung gratulieren, winkt er ab und meint, dass er schlecht war. Er hört nie auf, uns zu sagen, dass er viel besser hätte spielen können. So ist er, wir kennen ihn..."
Obwohl er sich auf dem Rasen mit dem Ball am Fuss perfekt ausdrücken kann, harzt es beim ehemaligen Akteur des FK Zeljeznicar Sarajevo, den Meho Kodro als ehemaliger Servette-Trainer, im Sommer 2017 nach Genf gebracht hat, mit den Feinheiten der französischen Sprache. "Sein einziges Problem", lacht der Kapitän, "ist sein Französisch. In seiner Sprache gibt kein "U". Das macht die Sache etwas kompliziert. Aber ich denke, er wird das Problem in den Griff bekommen, indem er Unterricht nimmt..."
Quelle: (lematin.ch / 18.02.2020 18:17 Uhr / N. Jr)
Übersetzung: Peter
Social Media