Erzrivale Sion schafft Klassenerhalt in Genf
Eine klasse Saison geht zu Ende
Die letzte Partie der Corona-Saison 2019/2020 stieg am gestrigen Montag im Stade de Genève. Ein spezielles Spiel für den Servette FC. So feierte man, im kleinen Rahmen, das 130-jährige Bestehen des Vereins und trat in den Retro-Shirts an, welche letzte Woche im Online-Shop käuflich erwerbbar waren. Zum anderen wurde die Partie zur Dernière von Publikumsliebling Christopher Routis, dessen Vertrag nicht mehr verlängert wird. Und um die Erwartungen auf das Duell gegen den Erzrivalen noch mehr anzufachen, konnte man den FC Sion in die Barrage schicken.
Erwartungsfroh schickte Alain Geiger dann auch seine beste Elf auf den Platz. Und die suchte sofort den frühen Führungstreffer. Cognat mit einer traumhaften Spieleröffnung auf den schnellen Stevanovic. Der leitet in den Strafraum weiter, wo Koné die Topchance fahrlässig vergibt. Die Wegrichtung war bekannt und entsprechend powerten die Grenats weiter. Sion hielt tapfer dagegen und rettete sich über die Startphase hinaus. Dann wurden die Servettiens, wie in letzter Zeit öfters, von der Verletzungshexe ausgebremst. Kapitän Sauthier musste seinen Platz dem jungen Vouilloz überlassen. Obschon ein wichtiges Element in der Mannschaft fehlte, blieb das Heimteam konzentriert. Abwehrspieler Sasso verspürte nach 22 Minuten Offensivdrang. Der Franzose marschierte zielstrebig durch das Mittelfeld. Mit einem Übersteiger wurde Zock aus dem Weg geräumt, ehe das Zuspiel auf die linke Aussenbahn folgte. Dort lief Ondoua mit, der sofort zur Flanke ansetzte. Die Hereingabe landete auf dem Fuss von Koné und der merzte seinen Fehler aus den Startminuten aus. 1:0 für Servette – das Stade de Genève jubelte.
Die Walliser versuchten sich langsam an den Gegner heranzutasten. Luan zeigte nach einer knappen halben Stunde ein Lebenszeichen. Frick war schnell unten und konnte klären.
Kurz darauf rannte wieder der FC Sion an. Kasami spielt auf den Flügel zu Itaitinga. Der Brasilianer wollte sich gerade die Kugel für einen Flankenball zu Recht legen, da gingen im Stadion die Lichter aus. Die Teams und die Zuschauer wussten nicht wie ihnen geschah. Vermutlich lag dem Stromausfall ein Blitzeinschlag zu Grunde. Denn am Horizont braute sich etwas zusammen. Schiedsrichter Jaccottet schickte die Mannschaften für eine gute Viertelstunde in die Kabine. Dann konnte doch noch weitergespielt werden. Und wie! Denn die Gäste kamen wie ausgewechselt aus den Katakomben zurück. Mit hart geführten Zweikämpfen und viel Aufsässigkeit, machten sie den Grenats das Leben schwer. In der 43. Minute durfte sich die Tramezzani-Elf sogar selbst dafür belohnen. Ein Freistoss von Grgic erreichte Kasami und der nickte wuchtig zum 1:1 ein. Dabei blieb es bis zur Pause.
Die zweite Halbzeit entwickelte sich dann zur Regenschlacht. Wie aus Kübeln entlud sich der Himmel über Genf. Die abstiegsbedrohten Gäste schienen besser mit der Situation klar zu kommen. Grgic bringt den Ball von links ins Zentrum, wo wieder Kasami in die Höhe steigt. Dieses Mal war Frick jedoch zur Stelle und hielt seine Farben im Rennen.
Das Spiel nahm an härte zu. Vor allem die Walliser hielten an ihrer ruppigen Linie fest. Mehrere Male musste der Unparteiische eingreifen und Rudelbildungen auflösen. Darunter litt der Spielfluss. Eine Viertelstunde vor Schluss fing Sion-Goalie Fickentscher eine Ondoua-Flanke ab. Die Sittener schalteten sofort um. Mit einem Steilpass lanciert Itaitinga Kasami. Der Ex-Nationalspieler hat viel zu viel Platz. Vor dem Tor legt Kasami quer zu Uldrikis, der aus nächster Nähe nur zum 1:2 einschieben konnte.
Servette versuchte zu reagieren, um noch mindestens einen Punkt in Genf zu behalten. Debütant Regillo sollte die Offensive verstärken. Dort machte aber ein anderer auf sich aufmerksam. Gonçalves zog nach einem Cognat-Zuspiel alleine auf das gegnerische Tor. Der Einwechselpieler kommt zum Abschluss und muss sehen, wie Fickentscher den Schuss über die Latte lenkt.
Wenig später pfiff Jaccottet ein letztes Mal in seiner Trillerpfeife und beendete nicht nur die Partie, sondern auch die ganze Saison. Servette verpasst es, seinen grossen Rivalen in Bedrängnis zu bringen und verliert, zum ersten Mal seit Oktober 2019, wieder auf heimischem Rasen. Trotz der Niederlage im letzten Spiel, darf man in der Calvin-Stadt mit der Saison zufrieden sein. Als Aufsteiger zieht man in die EL-Qualifikationsphase ein und darf von einem Spiel im Ausland träumen. Unter schwierigen Umständen konnte man sich in der Liga etablieren und sich im vorderen Mittelfeld festsetzen. Nun gilt es den Kader soweit als möglich beisammen zu halten, um in der kommenden Spielzeit nicht gegen den Abstieg zu kämpfen. Denn die Einsätze der vielen Nachwuchsspieler haben gezeigt, dass längst noch nicht alle Talente bereit sind, um in der Super League eine tragende Rolle einzunehmen.
Servette FC – FC Sion 1:2 (1:1)
Stade de Genève : 1’000 Zuschauer
Schiedsrichter : Adrien Jaccottet ; Vital Jobin, Matthias Sbrissa
VAR : Stefan Horisberger ; Nikolaj Hänni
Tore : 22’ Koné (1:0), 43’ Kasami (1:1), 74’ Uldrikis (1:2)
Servette FC : Frick ; Sauthier (19’ Vouilloz), Rouiller, Sasso, Iapichino (78’ Regillo) ; Ondoua, Routis (78’ Holcbecher) ; Stevanovic, Cognat, Ajdini (64’ Gonçalves) ; Koné
FC Sion : Fickentscher ; Maceiras, Bamert, Ndoye, Facchinetti ; Zock, Grgic ; Kasami, Baltazar (46’ Toma), Itaitinga (82’ Ruiz) ; Luan (63’ Uldrikis)
Verwarnungen : 45‘+4 Ondoua, 45‘+4 Kasami, 45‘+4 Ndoye, 52‘ Grgic, 57‘ Zock, 58‘ Bamert, 68‘ Vouilloz, 80‘ Maceiras, 81‘ Rouiller
Bemerkungen : Servette ohne Alves, Cespedes, Kyei, Samba, Severin, Schalk, Tasar (Verletzt), Castanheira, Guérin, Henchoz, Imeri, Martial, Mazzolini, D. Monteiro, L. Monteiro, Omeragic (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt von Matteo Regillo ; Sion ohne Cavaré, Raphael (Verletzt), Aguilar, Andersson, André, Buchard, Fortune, Kabashi, Lenjani, Nsakala, Philippe, Rodrigues, Stojilkovic, Wakatsuki (Nicht im Aufgebot)