Der unscheinbare Weg des Daniel Soares
Von der Nachwuchshoffnung zur Online-Berühmtheit
"Es war einmal ein Stürmertalent...", so oder so ähnlich müsste die Geschichte von Daniel Soares' Fussballerkarriere beginnen. Eine Geschichte mit einem unerwarteten "Happy End".
Zugegeben - Daniel Soares machte im Profigeschäft nur wenig auf sich aufmerksam. Der Portugiese glänzte als Junior beim FC City in Genf und schaffte schon bald den Sprung in den Nachwuchsbereich des Servette FC. Dort machte er 2011 einen grossen Schritt in Richtung Fussballprofi, als er in die 1. Mannschaft hochbeordert wurde. Trotzdem dauerte es 10 Spieltage, bis ihn Trainer João Alves zum ersten Mal ins Aufgebot nahm. Beim Auswärtsspiel auf der Pontaise in Lausanne blieben Soares die ersten Einsatzminuten vergönnt. Diese folgten erst im darauffolgenden Februar. Im mit 12'300 Zuschauern bepackten Stade de Tourbillon, kam der damals 19-jährige zu seinem Debüt. Er ersetzte in der 41. Minute den verletzten Eudis. Der Debütant überzeugte und feierte beim 1:0-Sieg beinahe seine Torpremiere. Sein Distanzversuch sauste knapp über Sion-Goalie Vanins und die Latte hinweg. Auch wenn es im Wallis nicht geklappt hat, sollte ebendieser Vanins einige Wochen später tatsächlich hinter sich greifen müssen.
Anlässlich der 29. Runde gastierte der FC Sion im Stade de Genève. Ein denkwürdiges Spiel. Sébastien Wüthrich, damals noch bei CC auf der Lohnliste, schiesst die Gäste in Front. Lange sieht es danach aus, als ob die Grenats das Derby verlieren würden. Nach 87 Minuten glich Ishmael Yartey die Partie via Elfmeter aus. Drei Minuten später kam der SFC zu einem Freistoss. Dieser segelt in die Mitte, wo Thierry Moutinho mit seinem Schuss an einem Verteidiger hängen bleibt. "Joker" Soares erbt und drischt das Leder wuchtig zum 2:1 ins Netz. Die Partie schien gewonnen und Soares war der Derby-Held. Es kam alles anders - wirklich alles. In der Nachspielzeit lenkte Goran Karanovic einen Freistoss unglücklich zum 2:2 ins eigene Tor ab. Ernüchterung in der Calvin-Stadt und bei Soares, der nach diesem Spiel nur noch zu zwei Teileinsätzen kam.
Parkiert in der Promotion League
Im Sommer 2012 folgte ein weiterer Nackenschlag für die Stürmer-Hoffnung. João Carlos Pereira, heute bei GC im Amt, wurde geschasst. João Alves übernahm den Verein ein zweites Mal und musterte seinen Landsmann aus. Es folgte eine Ausleihe an den Etoile Carouge FC. In der Promotion League kam Soares zu den erhofften Spielminuten. In den ersten Partien stand er immer in der Startelf und markierte gegen den SC YF Juventus gar sein erstes Tor. Doch dann drehte sich der Wind. Trainer Borisav Mitrovic setzte Soares auf die Bank und gab Frédéric Torres, einem anderen Ex-Servettien, den Vorzug. Soares flüchtete in der Winterpause aus Carouge und landete, wieder auf Leihbasis, beim FC Stade Nyonnais. Doch auch im Waadtland lief es nicht besser. Soares kam ab und zu zum Zug, schaffte es aber nicht, Mobulu M'Futi aus der Stammelf zu verdrängen. So konnte sich Soares definitiv nicht für den SFC empfehlen.
Auch in Meyrin nicht durchgestartet
Nach einem Jahr in der Promotion League, kehre Soares zu Servette zurück. Der Verein musste gerade den ersten sportlichen Abstieg der Geschichte verdauen. Mit Sébastien Fournier an der Linie, strebte der 17-fache Schweizermeister den direkten Wiederaufstieg an. Dafür wurde die Offensive aufgerüstet. Aus Lausanne kam Jocelyn Roux, aus St. Gallen Igor Tadic - beides zuverlässige Skorer in der Challenge League. Man setzte auf den aufblühenden Kevin Bua, der sich in den Testspielen in den Fokus des Trainers spielte. Zudem präsentierte man mit Nenad Marinkovic einen neuen "Star" im offensiven Mittelfeld, der sich zu spät als Fehleinkauf outete. Für Soares schien ein Vorbeikommen unmöglich. Es folgte die dritte Leihe innerhalb eineinhalb Saisons. Diesmal zum Meyrin FC in die 1. Liga Classic. Im Westen der Stadt blieben jedoch die Flugzeuge das einzige, was richtig durchstartete. Soares kam immerhin zu 20 Einsätzen, skorte aber kein einziges Mal. Es kam wie es kommen musste. Die Servette-Verantwortlichen verlängerten den auslaufenden Vertrag nicht. Soares stand im Sommer 2014 ohne Verein da.
Im Sumpf des Amateurfussballs
Gegenüber dem genfer Regionalfussballportal proxifoot.ch liess Soares in einem Interview verlauten, dass es Angebote aus der 1. Liga gegeben hätte. Er zog es jedoch vor, zusammen mit seinen Jugendfreunden beim FC City weiterzuspielen. Daneben fokussierte er sich auf die Berufswelt. Bei City schien sich der Knoten zu lösen. Auf Anhieb wurde das einstige Stürmertalent Torschützenkönig in der 2. Liga. Es folgte ein weiterer Anlauf beim Meyrin FC, der Soares keinen zweiten Frühling bescheren sollte. Via dem FC Aïre-Le-Lignon landete er wieder bei seinem Stammklub - dem FC City. Dort folgte eine schicksalshafte Partie, welche Soares' Sicht auf den Amateurfussball für immer veränderte. In einem Spitzenspiel der 2. Liga kam es zum Spielabbruch gegen die SG Benfica. Beide Mannschaften und Zuschauer prügelten wild aufeinander ein. Es kam zu mehreren Anzeigen wegen Körperverletzung. Auch Soares, der noch immer Narben an seinem Bein davonträgt, muss vor Gericht aussagen. Er schildert dies als dunkles Kapitel in seinem Leben. Laut eigener Aussage verlor er durch den Stress 10 Kilogramm an Körpergewicht. Nach diesem Eklat hatte Soares genug vom Aktiv-Fussball.
Neustart im "World Wide Web"
Es klingt wie eine typische Story aus der heutigen Zeit. Ein junger Mann sucht nach Aufmerksamkeit und findet diese im Internet. Doch bei Daniel Soares kam es durch Zufall. Noch immer ein begnadeter Techniker, filmte sich Soares anfangs des Jahres, wie er mit dem Ball am Fuss- und dem Hund zwischen den Beinen, herumblödelte. Die Videos lud er ins Netz und sammelte unerwartet viele Klicks. Nach einer Diskussion mit seiner Ehefrau lädt Soares vermehrt Freestyle-Videos auf seine sozialen Kanäle. Plötzlich gehen die Zuschauer- und die Followerzahlen durch die Decke. 15 Millionen Mal wurde sein populärstes Video angesehen (Siehe unten). Dies weckte auch die Aufmerksamkeit der Tribune de Genève. Stolz erzählt er der genfer Lokalzeitung, dass sein Video von "433", einem weltweit bekannten Fussballportal, übernommen wurde. Dies machte ihn als "D9Freestyle" bekannt. Der mittlerweile 28-jährige erläutert ebenfalls, dass sein Video aufgrund von Parallel-Uploads gut auch fünf bis sechs Mal mehr angeklickt wurde. Insgesamt zählt Soares mittlerweile knapp 200'000 Follower auf seinen Social-Media-Kanälen (vorwiegend Instagram und TikTok). Davon Leben kann der ehemalige Servettien zwar noch nicht. Wer weiss aber, was die Zukunft bringt. Soares jedenfalls möchte seinen Weg weiterverfolgen und plant langfristig auch ein eigenes Kleiderlabel auf den Markt zu bringen. Dafür braucht Soares "Connections". Dass ihm grosse Namen unter den Followern dabei helfen können, weiss er genau. Im Interview mit der "TdG" erwähnt er stolz, dass Sergio Ramos, Alex Witsel oder auch Rivaldo bereits seine Beiträge "geliked" haben. Doch nicht nur Fussballern gefallen seine Tricks. MotoGP-Pilot Fabio Quartararo lud ihn zu einem Treffen ein, das er aufgrund der Quarantänebestimmungen noch nicht wahrnemen konnte.
Komme was wolle, die einstige SFC-Stürmerhoffnung geht ihren Weg unbeirrt weiter. Den Rest entscheiden die Klicks...