Zur „Rückkehr“ der ersten 100 Fans stand für den Servette FC ein Klassiker auf dem Programm. Nur wenige Tage nach der 5:0-Klatsche in Basel empfing man den FC Sion zum Rhône-Derby. Ein Blick auf den Tabellenstand genügte um zu wissen, dass ein Sieg gegen den Erzrivalen heute Pflicht war. Aufgrund der Strauchler der direkten Konkurrenz, hätte man sich gar den zweiten Platz zurückholen können. Zusammenfassend darf angemerkt werden, dass das zugelassene Grüppchen Fans wenigstens Spektakel geboten bekam.
Wie schon in Basel musste Alain Geiger 50% der Verteidigung seine ganze Kreativität walten lassen. Sauthier fehlte gesperrt, Clichy konnte krankheitshalber nicht mittun. Und ebenfalls wie schon in Basel verschlief der SFC den Start komplett. Tosetti tritt einen Ball zur Mitte, wo Hoarau gekonnt den Fuss hinhielt und stilsicher versenkte. Den rotweisse Jubellauf wurde jäh unterbunden. Aufgrund einer Abseitsposition zählte der Treffer zurecht nicht. Aufbauend war der Schwelbrand sicherlich nicht. Denn Sion gab in der Startphase den Ton an. Cavaré schlägt einen langen Pass in die genfer Gefahrenzone. Dort legt Hoarau butterweich für Karlen ab. Der lässt sich nicht zwei Mal bitten und drückt das Leder zum 0:1 über die Linie.
Schritt für schritt fanden nun auch die Grenats ins Spiel. Es dauerte trotzdem eine halbe Stunde, bis sich die Hausherren in der Offensive bemerkbar machen konnten. Ein Valls-Freistoss wird von Iapichino abgefälscht. Sasso kommt aus nächster Nähe zum Kopfball – und verzieht! Der Innenverteidiger hätte den Ausgleichstreffer machen müssen! Abwehrspezialist hin oder her. So stand es aber weiterhin 0:1. Die Offensiv-Abteilung musste übernehmen. Gesagt, getan – Stevanovic spielt einen genialen Pass in die Schnittstelle. Kyei läuft in die Schneise und legt gekonnt zu Schalk rüber. Der Niederländer muss sich verrenken, schiebt aber gekonnt zum 1:1 ein. Gemessen an den Spielanteilen war die Egalisierung des Skores mittlerweile verdient.
Das ausgeglichene Resultat sollte bis zur Pause Bestand halten.
Nach dem Tee jubelten aber wieder die Gäste. Tosetti unterbindet nach 56 Minuten den Angriffsaufbau der Servettiens. Cavaré lanciert direkt den Konter und lässt Hoarau alleine vor Frick auftauchen. Uneigennützig legt der Routinier quer für Karlen, welcher nur noch ins leere Tor einschieben musste. Das Schiedsrichtergespann entschied zuerst auf Abseits, wurde dann aber vom VAR zurückgepfiffen. Das Tor zählte und die Geiger-Truppe rannte wieder einem Rückstand nach. Zu allem Überfluss lagen sich die Walliser nur zwei Minuten später wieder in den Armen. Ein Corner von Tosetti senkte sich vor Abwehrhaudegen Ndoye. Der Senegalese hält entschlossen seine Stirn hin und lässt Frick keine Chance.
Geiger sah sich zu einer Reaktion gezwungen. Diallo und Ondoua mussten für Fofana und Imeri weichen. Servette kam direkt zu einem Eckball. Via Severin landet dieser auf dem Kopf von Sasso, der Fickentscher zu einer Handballparade zwingt. Damit war die Szene jedoch noch nicht vorbei. Fofana schannapte sich die frei liegende Kugel. Der Franzose legt für Sasso auf, der leitet mit der Ferse weiter. Schalk steht goldrichtig und markiert den wichtigen Anschlusstreffer! Es stand nur noch 2:3!
Das Spiel machte dem neutralen Zuschauer so richtig Laune. Denn das muntere Treiben ging weiter. Diesmal wieder mit den Sittenern in der Hauptrolle. Karlen liess sich fallen und kam in der eigenen Platzhälfte in Ballbesitz. Getreu dem Motto: „Wo ist Walter?“, findet der Stürmer seinen rotweiss gestreiften Teamkollegen Baltazar. Der Brasilianer lässt erst Stevanovic stehen und sucht danach den mitgelaufenen Hoarau. Der Torschützenkönig von 2019 legt sich den Ball hinter dem Standbein durch und narrt damit Cognat und Frick. Mit einem Flachschuss ins leere Gehäuse stellte Hoarau den Zweitorevorsprung für seine Farben wieder her. 71 Minuten standen auf der Uhr. Doch die Grenats wussten auch jetzt zu reagieren. Bereits in der nächsten Szene findet Rouiller den Kopf von Kyei. Dieser velängert zu Fofana, der plötzlich alleine vor dem Tor steht. Abgebrüht bringt der Flügelspieler das Zuspiel unter Kontrolle und verwandelt eiskalt zum 3:4. Eine verrückte Partie, die noch immer auf beide Seiten kippen konnte! Spätestens in der 82. Minute zeichnete sich aber ab, dass das Schlusslicht den „Dreier“ aus Genf entführen würde. Dann setzte Tupta zum Seitenwechsel an. Tosetti konnte sich das Spielgerät unbedrängt aus der Luft pflücken und brachial ins Lattenkreuz hämmern.
In der Nachspielzeit warfen die Calvin-Städter nochmals alles nach vorne. Erst zwingt der aufgerückte Sasso Fickentscher zu einer Glanzparade, dann trifft Lacroix beinahe ins eigene Netz.Am Schluss sollte es nicht reichen.
Der SFC und der FC Sion trennen sich im torreichsten Spiel der Saison mit 3:5. Damit rutschen die Servettiens in der Tabelle einen weiteren Rang zurück. Bereits am Sonntag gastiert man beim FC Lugano. Wenn man weiterhin um die Plätze im vorderen Drittel mitkämpfen will, muss ein Sieg her. Dafür muss die arg gebeutelte Defensive aber geordneter auftreten als in den letzten beiden Matches.
Servette FC – FC Sion 3:5 (1:1)
Stade de Genève : 100 Zuschauer
Schiedsrichter : Luca Piccolo ; Jean-Yves Wicht, Devis Dettamanti
VAR : Alain Bieri ; Nico Gianforte
Tore : 7' Karlen (0:1), 37' Schalk (1:1), 56' Karlen (1:2), 58' Ndoye (1:3), 63' Schalk (2:3), 71' Hoarau (2:4), 74' Fofana (3:4), 82' Tosetti (3:5)
Servette FC : Frick ; Diallo (62' Fofana), Rouiller, Sasso, Severin ; Ondoua (62' Imeri) ; Cognat (89' Martial), Valls ; Stevanovic, Kyei (76' Alves), Schalk (76' Koné)
FC Sion : Fickentscher ; Cavaré, Lacroix, Ndoye, Iapichino ; Tosetti, Baltazar (73' Grgic), Zock, Tupta (84' Theler) ; Karlen (89' Khasa), Hoarau
Verwarnungen : 16' Diallo, 67' Iapichino, 72' Frick, 77' Karlen, 90'+2 Cavaré, 90'+4 Lacroix
Bemerkungen : Servette ohne Sauthier (Gesperrt), Antunes, Henchoz (Verletzt), Ambassa, Cespedes, Clichy, Guérin, Holcbecher, Magnin, Mazzolini, Mendy, Monteiro, Nyakossi, Omeragic, Opoku, Pédat, Regillo, Sawadogo, Wieland (Nicht im Aufgebot) ; Sion ohne Araz (Gesperrt), Abdellaoui, Clemenza, Doldur, Kabashi, Vlasenko, Wesley (Verletzt), Aguilar, Andersson, Berdayes, Buchard, Lovisa, Rodrigues, Ruiz, Serey Dié, Wakatsuki (Nicht im Aufgebot), 3' Abseitstor von Hoarau
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