„Wir befinden uns im Jahre 2021 n.Chr. Die ganze Super League wird von den Bernern dominiert... Die ganze Schweiz? Nein! Eine von unbeugsamen Servettiens bevölkerte Stadt hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“
Die Young Boys hatten den Meistertitel bereits im Sack. Trotzdem erwarteten sie eine mühsame Auswärtsreise nach Genf. Gegen Servette kassierte das Team von Gerardo Seoane die bislang einzige Saisonniederlage. Zudem haben die „Mutzen“ seit dem 18. Mai 2013 nicht mehr im Stade de Genève gewonnen. Die Serie sollte auch gestern Nachmittag nicht reissen.
Der SFC lief seit langem wieder in Bestbesetzung auf. Entsprechend spielfreudig und unerschrocken zeigte sich die Mannschaft von Alain Geiger in den Startminuten. Valls bringt früh eine Flanke ins Zentrum. Dort wird Kyei zurückgehalten. Der Franzose verpasst haarscharf, moniert aber keinen Penalty. Die TV-Bilder zeigten jedoch, dass ein Elfmeter nicht ungerechtfertigt gewesen wäre. Der Startoffensive tat diese Aktion keinen Abbruch. Rückkehrer Clichy marschierte nach knapp 10 Minuten über den Platz. An der Strafraumgrenzen legt Clichy gekonnt zu Cognat rüber. Der bringt den Ball nicht unter Kontrolle und lässt sich von Zesiger abblocken. YB-Torhüter Faivre konnte nicht lange durchschnaufen. Denn nur wenig später versucht sich Schalk aus der Distanz. Diesmal war es der Goalie, der den Meister vor dem frühen Rückstand bewahrte.
Fünf Zeigerumdrehungen später verpasst Valls aus guter Position. Der SFC hattie die Partie bestens im Griff. Es dauerte satte 23 Minuten, bis die 100 Zuschauer im Stade de Genève eine erste Gästechance zu sehen bekamen. Dann trat Sulejmani einen Eckball zur Mitte. Martins schraubte sich hoch und drückte die Kugel irgendwie über die Linie. Die Berner jubelten, die Genfer reklamierten ein Handspiel. Schiedsrichter Bieri liess die Szene vom VAR prüfen. Der stimmte den Servettiens zu. Das Tor wurde nicht gegeben.
Das Heimteam liess sich nicht beirren und knüpfte dort an, wo man vor der YB-Möglichkeit aufgehört hatte. Cognat taucht am Sechzehnerrand auf. Der Mittelfeldstratege spielt einen Zuckerpass zu Stevanovic. Der sucht Kyei – und findet ihn nicht. Das Spiel war mitreissend und liess auch den neutralen Zuschauer nicht kalt. Vor der Pause kamen die Young Boys wieder vor das genfer Tor. Nsamé lenkt eine Lefort-Flanke mit dem Kopf aufs Tor. So konnte Frick kurz darauf unbezwungen in die Garderobe marschieren.
Die zweite Hälfte nahm mit einem Freistoss für die Gäste Fahrt auf. Sulejmani lief an und verzog nur knapp. Kurz darauf brachte Fassnacht zu wenig Druck hinter den Ball, um Frick zu düpieren. Servette war gewarnt. Die Bundesstädter wollten sich nicht mit einem Punkt abspeisen lassen. Das Spiel gestaltete sich nun ausgeglichener. Die beiden Teams neutralisierten sich immer mehr. Geiger brachte frischen Wind in die Partie. Fofana, Imeri, Koné und Mendy sollten die Punkte für den SFC eintüten. Und es sollte klappen. Eine knappe Viertelstunde vor Schluss nutzt Stevanovic einen Stoppfehler von Zesiger aus. Der Bosnier kann Imeri lancieren. Der Joker sprintet in die Gefahrenzone und legt quer. Fofana lauert am zweiten Pfosten und muss nur noch den Fuss hinhalten. 1:0 für Servette! Und das war absolut verdient! Und wer dachte, dass es nicht besser werden könne, der wurde eines Besseren belehrt. In Minute 82 machen Rouiller und Sauthier das Spiel schnell. Stevanovic konnte in die Tiefe starten. Zesiger versuchte ihn zu stören, blieb aber ohne Erfolgt. Denn Stevanovic legte mustergültig auf Koné zurück. Der Ivorer erwischt erst Camara zwischen den Beinen, dann auch Faivre! 2:0 für die Grenats! Die Fans im Stadion feierten.
Mit dem ausgebauten Polster fand die Nervosität ins Spiel der Gastgeber. YB wollte Profit daraus schlagen. Als erstes versuchte sich Nsamé. Der Ex-Servettien vergab per Kopf. Als zweites versuchte sich ein Landsmann des Kameruners. Nach einer Unsicherheit von Severin schnappte sich Nsamé das Leder. Sein Zuspiel erreichte Ngamaleu. Der ging komplett vergessen und düpierte Frick zum 2:1.
Konnten die Calvin-Städter den Sieg über die Zeit bringen? Diallo stürmte in der Nachspielzeit nach vorne. Garcia stellt sich ungeschickt an und bringt den Franzosen zu Fall. Schiedsrichter Bieri zeigte sofort auf den Punkt! Ein harter Pfiff, der nicht einmal vom VAR überprüft wurde. Valls wollte den Sack zumachen. Der Penaltytorschütze vom Lugano-Match liess sich von Faivre auslesen. Der Torwart parierte und musste sich auch Ondouas Nachschuss nicht geschlagen geben. Es blieb halb so schlimm, denn wenig später war Schluss!
Der Servette FC holt in der Saison 2020/2021 ansehnliche 7 Punkte gegen den BSC Young Boys. Ein Resultat, das Selbstvertrauen für den Schweizer Cup gibt. Am kommenden Mittwoch steigt der langersehnte Cup-Halbfinal gegen den FC St. Gallen. Es bleibt zu hoffen, dass der gestrige Sieg nicht zu sehr an den Kraftreserven zehrte. Denn in Genf ist man heiss auf den ersten Titel seit 20 Jahren.
Servette FC – BSC Young Boys 2:1 (0:0)
Stade de Genève : 100 Zuschauer
Schiedsrichter : Alain Bieri ; Marco Zürcher, Efe Kurnazca
VAR : Sven Wolfensberger ; David Schärli
Tore : 76' Fofana (1:0), 82' Koné (2:0), 90' Ngamaleu (2:1)
Servette FC : Frick ; Sauthier, Rouiller, Severin, Clichy (73' Mendy) ; Ondoua ; Cognat (68' Imeri (88' Diallo)), Valls ; Stevanovic, Kyei (73' Koné), Schalk (68' Fofana)
BSC Young Boys : Faivre ; Hefti, Camara, Zesiger, Lefort (75' Garcia) ; Fassnacht (75' Spielmann), Martins (66' Sierro), Aebischer, Sulejmani (66' Ngamaleu) ; Siebatcheu (66' Mambimbi), Nsamé
Verwarnungen : 33' Cognat, 36' Schalk, 90'+1 Garcia
Bemerkungen : Servette ohne Antunes, Cespedes, Guérin, Henchoz (Verletzt), Alves, Ambassa, Holcbecher, Magnin, Martial, Mazzolini, Monteiro, Nyakossi, Omeragic, Opoku, Pédat, Regillo, Sawadogo, Vouilloz, Wieland (Nicht im Aufgebot), 90'+2 Valls verschiesst Foulpenalty ; YB ohne Elia, Lustenberger, Maier, Petignat (Verletzt), Gaudino, Maceiras, Neuenschwander, Rieder (Nicht im Aufgebot), 23' Handstor von Martins
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