In den letzten paar Jahren gab es einfachere Zeiten, um Fan des Servette FC zu sein. Die Mannschaft von Alain Geiger steckt in einer Negativspirale und findet keine Mittel, sich daraus zu befreien. Am Mittwoch liess die Cup-Klatsche gegen Thun die Alarmsirenen dröhnen. Ihr Hall war vom Berner Obeland bis nach Genf zu hören. Die Section Grenat stattete dem Team sogar einen motivierenden Besuch im Abschlusstraining ab. Auf dem Platz hallte sie jedoch noch zu wenig nach.
Im regnerischen Lugano wirkte der Start wenig verheissungsvoll. Servette wirkte nervös und brachte sich früh in die Bredouille. Nach einem Abstoss spielt Douline direkt auf Frick zurück. Der Pass verkümmert unterwegs und eröffnet Sabbatini die riesen Möglichkeit. Frick rettet mit vollem Körpereinsatz. Der Schocker tat dem SFC gut. Man konnte dem tessiner Pressing entegenhalten und kam selbst zu Chancen. Eine Viertelstunde stand auf der Uhr, als Clichy sich im Mittelfeld den Ball erobert. Der Aussenverteidiger macht das Spiel schnell und findet Imeri. Der leitet weiter zu Kyei, welcher im Laufduell Daprelà davonzieht. Der Stürmer kommt bis vors Tor und bleibt mit seinem Schlenzen an Saipi hängen. Der FCL-Goalie lässt abprallen und serviert Imeri den Führungstreffer auf dem Silbertablett. „K17“ sagt danke und verwandelt abgeklärt zum 0:1.
Luganos Reaktion fiel verhalten aus. Ein Weitschuss von Bottani brachte Frick nicht in Verlegenheit.
Es dauerte rund 30 Minuten, ehe das Spiel um eine nennenswerte Szene reicher war. Servette kann sich nicht aus einem Angriff der Gastgeber lösen. Sabbatini lässt sich an der Strafraumgrenze nicht von der Kugel trennen. Der Uruguayer chippt rüber auf Bottani, der brachial draufhält. Das Geschoss wird von Severins Arm geblockt. Schiedsrichter Jaccottet hat keine andere Wahl, als auf den Penaltypunkt zu zeigen. Für Lugano nahm Celar Anlauf. Der Slowene schiesst flach in die linke Ecke und hat Glück, dass Frick den Schuss nicht mehr herauskratzen kann. Das 1:1 ein ungerechter Lohn für die bisher standhafte Servette-Defensive.
Vor der Pause wagten sich die Westschweizer nochmals vors Tor. Am Ende eines schnell vorgetragenen Angriffs stand Schalk, der Saipi zu einer starken Parade zwang. Das Tor hätte aber nicht gezählt. Der Niederländer startete in einer Abseitsposition.
So zogen sich die beiden Mannschaften nach 45 Minuten, beim Stand von 1:1, in die Garderoben zurück.
Beim Wiederanpfiff wirkten die Servettiens aufgeweckter. Beinahe wäre man wieder in Führung gegangen. Eine Hereingabe von Valls köpft Kyei aus spitzem Winkel an den Pfosten. Es ging was im Stadio di Cornaredo! Hinter vorgehaltener Hand konnte man mittlerweile von einer kleinen Druckphase der Gäste sprechen. Clichy und Valls liessen bei Saipi keine Langeweile aufkommen. Die vorhin angesprochene Druckphase könnte aber auch anders interpretiert werden. Vielleicht holte Lugano einfach nur Anlauf. Denn wenn das Heimteam nach vorne ging, wurde es gefährlich. Custodio hebelt mit einem Pass die genfer Defensive aus. Amoura suchte sofort den Abschluss. Mit einer Glanztat bewahrte Frick seine Farben vor dem Rückstand. Der FCL leckte nun Blut. Langsam eroberte man sich die Überhand zurück. In der 78. Minute war es dann soweit. In der eigenen Platzhälfte lanciert Sabbatini einen Angriff. Über mehrere Stationen landete der Ball bei Lavanchy, der flach zur Mitte spielte. Das Zuspiel landete auf Sabbatinis Fuss, wie die Butter auf dem Brot. Der Kapitän liess sich die Chance nicht nehmen und brachte das Spielgerät routiniert im Tor unter. Lugano jubelte, während man beim SFC konsterniert in die tessiner Wolkendecke starrte. Denn danach fehlte es den Calvin-Städtern wieder an Offensiv-Qualität, um wenigstens einen Punkt in die Romandie zu entführen. Durchs Mittelfeld kam man noch relativ einfach. Vor dem Tor fehlte dann aber der Mut, um einfach mal in den Abschluss zu gehen. Nyakossi kam zu einer letzten Möglichkeit, brachte schlussendlich aber zu wenig Gefahr auf das Gehäuse der Luganesi.
Es kam wie es kommen musste. Jaccottet beendete die Partie beim Stand von 2:1. Damit stürzt Servette in der Tabelle zwar nicht ab, verliert jedoch den Anschluss an die obere Tabellenhälfte. Zum Glück trennten sich Lausanne-Sport und Luzern mit einem Remis. So hält man sich noch zwei Punkte vor dem Barrageplatz. Zur 13. Runde empfängt die Geiger-Elf am Sonntag den FC Zürich. Es bleibt zu hoffen, dass der „Stadtclub“ zu übermütig in das Duell geht.
FC Lugano – Servette FC 2:1 (1:1)
Stadio di Cornaredo : 4'355 Zuschauer
Schiedsrichter : Adrien Jaccottet ; Jean-Yves Wicht, Mirco Bürgi
VAR : Esther Staubli ; Sven Wolfensberger
Tore : 15' Imeri (0:1), 30' Celar (Handspenalty) (1:1), 78' Sabbatini (2:1)
Servette FC : Frick ; Rouiller (86' Alves), Sasso, Severin, Clichy ; Douline (70' Nyakossi) ; Imeri (86' Antunes), Valls (63' Rodelin) ; Stevanovic, Kyei, Schalk (86' Mendes)
FC Lugano : Saipi ; Lavanchy, Maric, Daprelà, Ziegler ; Lovric, Sabbatini ; Bottani (57' Custodio) ; Abubakar (74' Facchinetti), Celar (90' Hajrizi), Lungoyi (57' Amoura)
Verwarnungen : 29' Severin, 83' Sasso, 88' Maric
Bemerkungen : Servette ohne Cespedes, Cognat, Diallo, Fofana, Oberlin, Sauthier (Verletzt), Ambassa, Deana, Henchoz, Holcbecher, Magnin, Monteiro, Opoku, Pédat, Salihi, Wieland (Nicht im Aufgebot), 45'+2 Kopfball von Kyei an den Pfosten ; Lugano ohne Guidotti, Osigwe (Verletzt), Morosoli, A. Muci, Phelipe, Srdic (Nicht im Aufgebot)
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