Die letzte Auswärtsfahrt des Servette FC endet mit mehr als einer kalten Dusche. Das Team von Alain Geiger geht im Kybunpark nach gutem Start komplett unter.
Zu Spielbeginn schienen die Servettiens komplett wach. Schon nach 2 Minuten bleibt Clichy hartnäckig an FCSG-Verteidiger Cabral dran. Der Franzose spitzelt die Kugel zu Landsmann Valls. Dieser legt auf Antunes zurück, der den kranken Imeri ersetzen durfte. Antunes setzt zu einem Sololauf bis an den Strafraum an. Dort stiehlt ihm Schalk den Ball vom Fuss, täuscht einen Schuss an, und drischt das Spielgerät wuchtig in die linke Ecke. Ati Zigi bleibt nur das Nachsehen.
Das frühe 0:1 schien die Geiger-Elf zu beflügeln. Gleich im nächsten Angriff schickt Cognat Schalk in die Tiefe. Der Niederländer stürmt auf das gegnerische Tor zu, legt sich die Kugel aber zu weit vor und verzieht im Abschluss. Der mitgereiste Anhang quittierte die Szene mit Applaus. Man sehnte sich schon nach einem langerwarteten Vollerfolg in der Olmastadt. Dann wendete sich jedoch das Blatt. In der 4. Minute fischte Guillemenot einen hohen Ball mit der Brust herunter. Ruiz mischte in der Folge die ganze Defensive auf und schob gekonnt zum 1:1 ein.
In einer turbulenten Startphase waren die Grenats aber um keine Antwort verlegen. Ein paar Augeblicke nach dem Ausgleich verlagert Douline das Spiel auf die rechte Seite. Dort macht Stevanovic das Spiel schnell. Sein Zuspiel erreicht Cognat, der im Sechzehner für Schalk auflegen wollte. Der „Bomber von Breda“ kommt jedoch einen Schritt zu spät. Ati Zigi kann klären.
Mittlerweile standen 10 Minuten auf der Uhr. Frick spielt hinten raus. Valls hat viel Zeit, lässt diese aber zu schnell verstreichen. Görtler setzt ein Pressing auf und provoziert einen Fehler des Servettiens. Valls spielt unkontrolliert auf den eigenen Torhüter zurück. Görtler geht dazwischen und reagiert goldrichtig. Der Kapitän der St. Galler legt quer auf Guillemenot, der nur noch ins leere Gehäuse einschieben musste. Das Tor des einstigen SFC-Akteurs bedeutet das 2:1 für die Hausherren.
Dennoch ging es munter weiter. Knapp 20 Minuten waren gespielt, als Stillhart ein weites Zuspiel von Clichy unterschätzte. Stevanovic setzte sich im Rücken von Bewacher Schmidt ab und suchte den Torerfolg. Dieser blieb dem Bosnier jedoch verwehrt. Ati Zigi war schnell unten und lenkte den Schuss ins Toraus. Auch Schalk scheiterte in einer ähnlichen Szene am ghanaischen Nationaltorhüter, der kürzlich noch am Afrika Cup im Kader stand. Es brannte kurzzeitig in der grün-weissen Gefahrenzone. Nach einem Eckball verhindern Cabral und Stillhart den Ausgleichstreffer auf der Linie.
Das Pulver der Gäste schien dann vorerst verschossen. Die Espen wagten sich wieder gefährlicher in die Offensive. Nach 29 Minuten sieht Quintillà Görtler auf dem rechten Flügel. Dem Österreicher wird viel zu viel Zeit gewährt. Görtler setzt zu einem Flankenball an. Diesen verlängert Duah auf den zweiten Pfosten, wo Guillemenot unbewacht seinen Doppelpack schnüren kann. Das 3:1 enstprach nicht den Spielanteilen, war aber selbstredend für die Kaltschnäuzigkeit der Ostschweizer.
Dennoch schienen die Calvin-Städter noch nicht geschlagen zu sein. Diallo verspürte vor der Pause einen Energieanfall. Der Aussenverteidiger preschte in den Strafraum vor und wurde von Stillhart gelegt. Der VAR meldete sich unverzüglich bei Schiedsrichter Schärer. Dieser liess zuerst weiterlaufen und entschied sich auch nach der Intervention aus Volketswil nicht um – ohne die Szene am Bildschirm kontrolliert zu haben! Im Anschluss der Partie gab der Unparteiische gemäss mehreren Medienberichten zu und gestand, dass er den Elfer hätte geben müssen! Es stellt sich wieder die Frage, weshalb man einen VAR braucht, wenn dann trotzdem bewusst nicht auf ihn gehört wird…
Zurück zum Spiel und zurück zum nächsten Servette-Angriff. Gefrustet vom Fehlentscheid greifen die Gäste nämlich nochmals an. Stevanovic spielt Antunes steil an. Dieser kommt unbedrängt in beste Abschlussposition und trifft den Ball nicht richtig! Riesendusel für die St. Galler, als das Leder am Tor vorbeikullerte.
Dann war Pause und man war gespannt, wie Geiger seine Mannschaft auf den zweiten Durchgang einstellen würde. Der Coach nahm die Schwächen im Defensivverhalten zur Kenntnis und brachte frisches Personal. Bauer ersetzte Diallo, Rouiller kam für Severin.
Mit diesen Wechseln beruhigte sich die Partie bis zur ungefähr 60. Minute. Dann liess Duah das Stadion mit einem satten Distanzversuch aufhorchen. Frick hielt den SFC im Spiel – doch nicht lange. Denn kurz darauf lobbt Jankewitz den Ball von links in den Strafraum. Lungoyi segelt an der Kugel vorbei, doch Schubert steht goldrichtig. Der Österreicher markiert das 4:1 und feiert sein erstes Tor im FCSG-Trikot. Und der Zeidler-Joker sollte auch ein zweites Mal stechen. In der 77. Minute wirft sich der Angreifer in eine Cabral-Flanke und erhöht auf 5:1.
Servette schien bedient, St. Gallen zufrieden. Die Schlussminuten blieben ohne grosse Aufreger. Erwähnenswert waren die ersten Einsätze von Chris Bedia und Sidiki Camara. Beide blieben jedoch genau so blass, wie Moritz Bauer.
Am nächsten Wochenende können sich die Grenats rehabilitieren. Der FC Luzern gastiert in Genf und müsste eine machbare Aufgabe sein, wenn man endlich die Chancen verwerten kann. Anlässlich der Partie wird der Servette FC auch Anthony Sauthier offiziell verabschieden, der diesen Winter den Weg nach Yverdon gegangen ist.
FC St. Gallen 1879 – Servette FC 5:1 (3:1)
Kybunpark : 12'960 Zuschauer
Schiedsrichter : Sandro Schärer ; Guillaume Maire, Nicolas Müller
VAR : Stefan Horisberger ; Alessandro Dudic
Tore : 2‘ Schalk (0:1), 4‘ Ruiz (1:1), 10‘ Guillemenot (2:1), 29‘ Guillemenot (3:1), 63‘ Schubert (4:1), 77‘ Schubert (5:1)
Servette FC : Frick ; Diallo (46‘ Bauer), Vouilloz, Severin (46‘ Rouiller), Clichy ; Douline (90‘+1 Camara) ; Cognat, Valls (70‘ Oberlin) ; Stevanovic, Schalk, Antunes (70‘ Bedia)
FC St. Gallen 1879 : Ati Zigi ; Cabral, Stergiou, Stillhart, Schmidt (76‘ Maglica) ; Quintillà ; Görtler, Toma (46‘ Jankewitz) ; Ruiz (46‘ Besio) ; Duah (62‘ Schubert), Guillemenot (62‘ Lungoyi)
Verwarnungen : 66‘ Clichy, 69‘ Cognat, 83‘ Lungoyi
Bemerkungen : Servette ohne Imeri, Rodelin (Krank), Cespedes, Fofana, Sasso, Sawadogo (Verletzt), Ambassa, Besson, Deana, Henchoz, Holcbecher, Magnin, Mendes, Opoku, Salihi, Wieland (Nicht im Aufgebot), Monteiro (U17-Nationalmannschaft Portugal), SFC-Pflichtspieldebüt von Moritz Bauer, Chris Bedia, Sidiki Camara ; St. Gallen ohne Jacovic, Kempter, Kräuchi, Lüchinger, Münst, von Moos (Verletzt), Abaz, Clément, Diarrassouba, Nuhu, Witzig (Nicht im Aufgebot)
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