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Einblick in die Finanzen der Super League

11.06.2022 01:06:23 | Peter

Interessanter Artikel der "Enfants du Servette"

 

Seit einigen Jahren müssen die Klubs der SFL im Lizenzverfahren ihre Bilanzen veröffentlichen. Da die Swiss Football League kürzlich die Abschlüsse der Super-League-Klubs in einem relativ einheitlichen Format veröffentlicht hat, bietet es sich an, diese zu untersuchen und einen Überblick über die Kräfteverhältnisse zu kriegen.



Allgemeine Einführung

Die Gewinn- und Verlustrechnungen zeigen die Ausgaben und Einnahmen der Klubs, während der Bilanzteil ihr Vermögen und ihre Schulden ausweist. Diese Konten entsprechen den gesetzlichen Abschlüssen nach dem Obligationenrecht. Da diese Norm einen gewissen Spielraum zulässt, sind gewisse Abweichungen in der Kontenführung möglich. Die Erfolgsrechnungen sind leider nicht verfügbar.

Die Budgets

Um das Budget eines Vereins zu erfahren, gibt die Zeile "Gesamtbetriebsaufwand (ohne Spielertransfers)" das Gesamtbudget der Vereine an. Servette weist mit 17,2 Millionen das zweitniedrigste Budget auf. Dies vor Lugano (13,5 Millionen) und hinter Lausanne-Sport (18,7 Millionen), Luzern (19,5 Millionen), Zürich (20 Millionen) und St. Gallen (26,6 Millionen). Es ist anzumerken, dass das Budget von Servette in der vorherigen Saison noch 18,5 Millionen betrug.

Die Gehälter

Sich an der Gesamtsumme des Budgets aufzuhängen, ist jedoch etwas gar einfach. Man muss sich die Details der Posten ansehen, aus denen sich dieser Gesamtbetrag zusammensetzt. Da wäre insbesondere die "Leistungen zugunsten des Personals". In dieser Zeile sind die Gehälter der Spieler, des Staffs und der Verwaltung zusammengefasst. Für diese Position ändert sich die Rangliste. Weit entfernt von Basel und YB liegt Servette mit 13,3 Millionen auf dem 5. Platz, hinter Zürich (15,4 Mio.), St. Gallen (14,1 Mio.) und vor Luzern (12,9 Mio.), Sion (12,9 Mio.), Lugano (10 Mio.) und Lausanne-Sport (9,6 Mio.). Die genaue Aufteilung zwischen Spieler, Staff und Verwaltung kann bei keinem der Klubs aus den Unterlagen entnommen werden. Einige Vereine wie Basel, St. Gallen oder Luzern veröffentlichen ihre detaillierten Jahresabschlüsse, einschliesslich des Revisionsberichts. Dadurch kann man manchmal etwas mehr erfahren. So weist St. Gallen 2,6 der 14,1 Millionen der Personalkosten im Bereich "Events" aus. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die Vereins-Verwaltung. Da Servette keine detaillierten Konten veröffentlicht, ist es nicht möglich, dieselbe Rechnung beim SFC zu machen und Rückschlüsse auf die Lohnsumme der 1. Mannschaft zu machen..

Servette ist, gleichauf mit Zürich, der Super-League-Verein, der den grössten Teil seines Budgets für Gehälter ausgibt (77%). Dies weit vor Lausanne-Sport (51%), St. Gallen (53%), Sion (64%) und Luzern (66%). Lugano kommt mit 74% am nächsten an die Genfer ran.

Andere Ausgaben

Das Servette-Budget ist das zweittiefste. Dennoch liegen die Grenats bei den Personalausgaben auf dem 5. Platz der Liga.... was macht da den Unterschied? Hier werden die Dinge kompliziert. Die Zeile "Sonstige betriebliche Aufwendungen" unterscheidet sich von einem Verein zum anderen ziemlich stark. Sie sollte die Kosten für Marketing, Merchandising und vor allem die Anlasskosten für die Spieltage enthalten. Da nicht alle Vereine ihre Bücher komplett veröffentlichen, ist es unmöglich, den Anteil dieser verschiedenen Kosten zu ermitteln. Hinzu kommt, dass nicht alle Vereine über die gleiche Kostenstruktur verfügen. So werden Ausgaben, die sich aus der Organisation von Spielen ergeben, in den detaillierten Abschlüssen teilweise zusammengefasst.

Es kann festgestellt werden, dass Servette mit 3,7 Millionen an vorletzter Stelle liegt. während St. Gallen 8,9 (!) Millionen ausweist, wovon mehr als 5 Millionen nur auf die Organisation der Spiele entfallen. Lausanne-Sport gibt 8,2 Millionen aus, Sion 6,5 Millionen, Luzern 5,6 Millionen, Zürich 3,9 Millionen und Lugano 2,6 Millionen. Zumindest in diesem Bereich ist Servette sehr kostengünstig unterwegs.
Wahrscheinlich hat die Pandemie hier bei mehreren Vereinen eine grössere Rolle in der Kostengenerierung gespielt. In einem Jahr kann verglichen werden, ob und wo diese Posten wieder auf, bzw. Über das Niveau von 2020 angestiegen sind.

Dieser Posten steht also auf den ersten Blick in keinem direkten Zusammenhang mit dem sportlichen Aspekt ... und die Differenz ist gross genug, um das Gesamtbudget der Grenats auf den vorletzten Platz abstürzen zu lassen.

Der finanzielle Support

Ein Wort zu den Fremdkapitalgebern: Hier arbeiten die Vereine auch nicht nach denselben Mustern. Wie man möglicherweise bei Lausanne-Sport ahnt, ist das Mäzenatentum von Ineos im Sponsoring angegeben. Dieses fällt unverhältnismässig hoch aus.
Zürich weist je einen Betrag im "Sponsoring" sowie "Sonstige Betriebserträge" aus. Auch diese sind überraschend hoch. Luzern und Sion weisen mit 6,8 bzw. 9,4 Millionen ebenfalls hohe "Sonstige Betriebserträge" auf. Laut den von Luzern veröffentlichten Konti scheint es sich dabei eher um (VIP-)Sponsoring zu handeln. Letztendlich bleiben aber alle weit von den 12,9 Millionen des Servette FC entfernt. Angesichts der für die anderen Klubs gemeldeten Beträge kann man die Unterstützung der Fondation 1890 auf mindestens 8 Millionen, evt. sogar 10 Millionen schätzen. Oder grob gesagt, die Hälfte unseres Budgets.

Schlussfolgerung

Im Gegensatz zu den Behauptungen unserer Vereinsführung verfügt Servette nicht über ein "kleines Budget". Der Verein hat 2021 sogar seine Ausgaben für Gehälter erhöht, gleichzeitig aber seine "anderen Ausgaben" um fast 3 Millionen gesenkt. Damit lagen wir in der vergangenen Saison beim Gesamtbudget auf demselben Niveau wie 3-4 andere Vereine.

Es liegt an unserem Management, die zur Verfügung stehenden Mittel für seine Sommerrekrutierung gut einzusetzen. Als vorbildliche Beispiele für moderne Rekrutierung könnte dabei die belgische Royale Union St. Gilloise oder der dänische FC Midtjylland gelten..


Quelle: (enfantsduservette.ch / 16.05.2022 / NF)

Übersetzt: Peter

Fotos: enfantsduservette.ch