counter

Entwarnung nach Becher- & Feuerzeugaffäre

11.11.2022 00:00:24

Darum kam es in Wohlen trotz Becher- und Feuerzeugwurf nicht zu einem Spielabbruch

 

Obwohl das Resultat nach der Verlängerung am Ende deutlich ausfiel, konnte Servette Genf gestern im Achtelfinal des Schweizer Cups nur mit Müh und Not das Ausscheiden gegen Erstligist Wohlen verhindern. Wie blank die Nerven auf Seiten der Westschweizer Gäste lagen, sah man an den Aktionen der mitgereisten Fans.

Als Wohlen noch mit 1:0 führte, musste der heimische Goalie Anton Sytnykov nach einem Zusammenprall gepflegt werden. Die Servette-Fans nutzten die Gelegenheit, um den Ukrainer mit Schmährufen, Mittelfingern (gerade ein brandheisses Thema) und Spuck-Angriffen einzudecken.

Wenig später – mittlerweile hatte Servette per traumhaftem Freistoss ausgeglichen – wurde die Lage noch prekärer. Wieder liessen die Zuschauer der Gäste ihren Unmut an Wohlen-Goalie Sytnykov und dann auch an Schiedsrichter Alain Bieri aus. Sytnykov wurde von einem Becher getroffen, Bieri Bruchteile danach von einem Feuerzeug.

Auf diese Saison hin wurde in solchen Fällen die «Lex Winterthur» eingeführt. Bei einem Spiel in der vergangenen Challenge-League-Saison zwischen Winterthur und Aarau traf ein Bierbecher aus der Winterthurer Kurve den Schiedsrichter-Assistenten, der eine blutende Wunde davontrug. Die Partie ging aber weiter, und auch der Protest der Aarauer wurde nicht gutgeheissen, Winterthur kam mit einer Busse davon.

Dies soll nicht mehr passieren. Deshalb sind die Schiedsrichter dazu angehalten, bei Würfen von Bechern oder anderen Gegenständen auf Spieler und Unparteiische, das Spiel sofort abzubrechen. Alain Bieri entschied sich jedoch, die Cup-Partie in Wohlen fortzusetzen, obwohl er selbst getroffen wurde. Diskussionen wurden im Stadion Niedermatten zwar geführt, fruchteten aber nicht in einem Entscheid.

Watson hat beim Schweizer Fussballverband nachgefragt, wieso es in der gestrigen Partie nicht zu einem Spielabbruch kam. Die Antwort der Kommunikationsabteilung: «Unter Berücksichtigung der reglementarischen Grundlagen (massgebend sind Art. 50 ff. und 64 Wettspielreglement SFV sowie Art. 13 und 14 Schweizer Cup Reglement) und der Gesamtumstände hat Schiedsrichter Alain Bieri keinen Anlass gesehen, das Spiel abzubrechen. In diesen Entscheid sind Aspekte wie z.B. die Sicherheit des Schiedsrichter-Teams und der Spieler oder die Gesundheit der Offiziellen und der Spieler eingeflossen. Der Schiedsrichter fühlte sich vom Treffer des Wurfgegenstands gesundheitlich und mental in seiner Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Darüber hinaus teilte der Schiedsrichter mit, dass auch der Goalie des FC Wohlen nicht wegen des Wurfs des Bierbechers, sondern wegen einer bereits zuvor erlittenen Verletzung ausgewechselt werden musste und er sich beim Becherwurf nicht verletzt hat. Dies hat der FC Wohlen anlässlich des heute erfolgten Austauschs ebenfalls bestätigt. Bis heute ist zudem kein Protest gegen die Spielfortsetzung erhoben worden, was ohnehin gestern unmittelbar nach dem Vorfall hätte geschehen müssen. Der FC Wohlen hatte jedoch darauf verzichtet.»

Zusätzlich wollten wir wissen, ob die Vorkommnisse nachträglich Konsequenzen für Servette und den Ausgang des Spiels haben. Auch auf diese Frage geht der Fussballverband ausführlich ein: «Der SFV stand mit dem FC Wohlen in Kontakt. Der Klub hat bis heute keinen Protest eingelegt.Gemäss Art. 50 ff. Wettspielreglement SFV muss ein Protest vom Captain des protestierenden Teams unmittelbar nach dem Vorfall und vor Wiederaufnahme des Spiels beim Schiedsrichter deponiert werden. Die formellen Voraussetzungen für einen Protest gegen die Fortsetzung des Spiels sind somit nicht erfüllt. Auch materiell scheinen keine Gründe für eine Forfait-Wertung vorzuliegen, da Art. 64 Bst. g Wettspielreglement SFV nur eine Forfait-Wertung vorsieht, wenn ein Spieler oder Schiedsrichter durch ein Wurfgeschoss aktionsunfähig gemacht werden oder sich bei der entsprechenden Aktion verletzt haben.
Für allfällige disziplinarische Massnahmen gegen Servette FC aufgrund des Verhaltens ihrer Fans ist gemäss Art. 50 Ziff. 1 Bst. f) Statuten SFV, Art. 13 Schweizer Cup Reglement sowie Art. 9 Rechtspflegeordnung SFV die Kontroll- und Disziplinarkommission des SFV (KDK) zuständig. Diese prüft nun allfällige Sanktionen gegen Servette FC aufgrund des Verhaltens der Fans von Servette FC.»

Sportlich hat sich Servette durchgesetzt und steht in der nächsten Runde, wie es disziplinarisch weitergeht, wird nun also geprüft.


Quelle: (watson.ch / 10.11.2022 17:49 Uhr / abu/rst)
 

Feuerzeug fliegt auf Schiri Bieri – aber Servette nicht aus dem Cup

 

In Wohlen werden der Goalie des Heimteams und der Schiedsrichter von Wurfgegenständen aus dem Block der Servette-Fans getroffen. Doch das Cup-Spiel läuft weiter. Schwer zu begreifen nach den Ankündigungen des Verbands zu Saisonbeginn.

Im Cup-Achtelfinal zwischen dem FC Wohlen und Servette kommts zum Eklat: In der zweiten Halbzeit fliegt aus dem Fanblock der Gäste-Fans erst ein Becher auf den verletzt am Boden liegenden Wohlen-Goalie Sytnykov. Als Schiedsrichter Alain Bieri dazukommt und sich um den Ukrainer kümmert, wird er von einem Feuerzeug am Oberkörper getroffen.

Von aussen betrachtet eigentlich ein klarer Fall: Vor der Saison gaben Verband und Liga die Devise aus, dass es sofort einen Spielabbruch zur Folge habe, sollten Spieler, Schiedsrichter und Offizielle von Wurfgegenständen getroffen werden. Dies als Reaktion auf den Becherwurf im März in Winterthur, als im Spiel gegen Aarau ein Linienrichter eine blutende Wunde davonzog.

Doch Bieri hebt am Mittwoch im Stadion Niedermatten in Wohlen das Feuerzeug auf und lässt die Partie weiterlaufen.

«Keinen Anlass für Abbruch gesehen»

Auf Blick-Anfrage sagt der Schweizerische Fussballverband am Tag danach: «Unter Berücksichtigung der reglementarischen Grundlagen und der Gesamtumstände hat Schiedsrichter Alain Bieri keinen Anlass gesehen, das Spiel abzubrechen. Der Schiedsrichter fühlte sich vom Treffer des Wurfgegenstands gesundheitlich und mental in seiner Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt.»

Darüber hinaus habe Bieri mitgeteilt, dass der Goalie des FC Wohlen nicht wegen des Wurfs des Bierbechers, sondern wegen einer bereits zuvor erlittenen Verletzung ausgewechselt werden musste und er sich beim Becherwurf nicht verletzt habe. Dies habe der FC Wohlen bestätigt. Es sei zudem von Wohler Seite kein Protest gegen die Spielfortsetzung erhoben worden, was ohnehin unmittelbar nach dem Vorfall hätte geschehen müssen.

Ein Feuerzeug fliegt auf Schiri Bieri – aber Servette nicht aus dem Cup: Das ist nach den Ankündigungen von Verbandsseite im Sommer nur schwer zu begreifen.


Quelle: (blick.ch / 10.11.2022 20:55 Uhr / Sebastian Wendel)