Zum ersten Mal seit 1999 trat der Servette FC gestern Abend wieder einmal in der Qualifikation zur UEFA Champions League an. Zu Gast war der Vize-Meister aus Belgien – der KRC Genk. Während der Fussballlaie auf dem Papier ein Duell auf Augenhöhe erwartet, müssen die Dimensionen dieses Aufeinandertreffens klar abgesteckt werden. Der geschätzte Marktwert der gegnerischen Mannschaft ist um das Fünffache höher, als derjenige des SFC. Der KRC Genk geht als klarer Favorit in dieses Duell.
Umso erfreulicher war es, dass die Servettiens gleich von Beginn weg, und trotz der Absenz von Miroslav Stevanovic, versuchten mitzuspielen. Die erste gefährliche Torraumszene gehörte dennoch den Gästen aus Belgien. Über rechts arbeiteten sich diese nach vorne. Paintsil kommt im Strafraum an den Ball. Gekonnt lässt er Cognat und Mazikou stehen, nur um dann im Abschluss zu verziehen. Die Reaktion des Heimteams folgte prompt, wenn auch nicht ganz so druckvoll. Nach einem schlecht geklärten Ball spediert Crivelli das Spielgerät per Seitfallzieher aufs Tor. Torhüter Vandevoort hielt ohne Probleme.
Auch wenn die Grenats versuchten Herr über das Geschehen zu werden, war der KRC mit seinen punktuellen Vorstössen brandgefährlich. Nach knapp zwanzig Minuten kam Genk wieder über rechts. Muñoz legte mit dem Absatz für Paintsil auf. Der Ghanaer suchte sofort den Torerfolg, scheiterte aber an Frick. Die anschliessende Ecke trat Hrošovský zur Mitte. Dort schraubte sich Arokodare beeindrucken in die Höhe und nickte zum 0:1 ein. Eine starke Aktion des Stürmers, dessen unsportlicher Jubel vor der Servette-Kurve auch mit einer gelben Karte hätte "belohnt" werden können.
Den Schockmoment verdaute die Weiler-Elf mühelos. Auf der Suche nach dem Ausgleichstor tunnelte Cognat Hrošovský und eröffnete damit Bedia die Riesenchance. Der Ivorer umkurvt McKenzie und verfehlt mit seinem Abschluss nur ganz knapp. Nur einige Zeigerumdrehungen später "wuselte" sich Antunes über rechts nach vorne. Der Stevanovic-Ersatz kam vors Tor, wo er sich aber Vandevoort geschlagen geben musste. Der Schlussmann der belgischen U21-Nationalmannschaft rettete mit einer starken Parade.
Danach ebbte das genfer Offensivbegehren etwas ab. Man musste wieder vermehrt auf die Defensive achten. Mit viel Leidenschaft warfen sich Tsunemoto & co. in die gegnerischen Abschlussversuche. Vor der Pause mobilisierte das Heimteam nochmals seine Kräfte. Douline wurde an der Strafraumgrenze angespielt. Der Franzose hatte viel Zeit und nutzte diesen für einen Distanzversuch. Die Kugel flog in Richtung Lattenkreuz, klatschte dann aber vom Pfosten ins Spielfeld zurück.
Wenig später beendete Schiedsrichter Vad den ersten Durchgang. Die 18'026 Zuschauer bekamen bislang eine packende Partie geboten.
Der Unterhaltungswert sollte auch im zweiten Abschnitt nicht sinken. Servette spielte noch immer munter nach vorne. So auch in der 55. Minute, als Severin Crivelli mit einem Traumpass auf die Reise schickte. Der bullige Angreifer brachte die Kugel unter Kontrolle und feuerte sofort los. Vandevoort rettete wieder in Extremis.
Genk brauchte einen Moment, um wieder Fuss zu fassen. Dann zeigten die "Blauw-Wit", weshalb sie in ihrer Heimat als Topteam gelten. Trésor bedient Paintsil mit einem Zuckerpass. Mit einer Finte lässt dieser Mazikou aussteigen. Ohne zu zögern, drückt Paintsil ab und trifft den Pfosten. Von dort prallt das Leder an Tsunemotos Schienbein und von dort ins Tor. Gejubelt werden durfte dennoch nicht. Zum Glück für Servette ahndete der Unparteiische eine Abseitsposition des Flügelläufers. Das vermeintliche 0:2 wurde zu Recht aberkannt. Weiter ging es also mit der Jagd nach dem Ausgleichstreffer. Den nächsten Anlauf nahm Cognat. Der Mittelfeldregisseur kam im Duell gegen McKenzie zum Abschluss und verzog mit seinem Schlenzer nur ganz knapp. Die Fans im Stade de Genève waren nun aber so richtig aufgeheizt. In der 77. Minute zirkelte Cognat einen Freistoss in die Gefahrenzone. Dort kam der aufgerückte Rouiller zum Kopfball. Diesmal hatte Vandevoort keine Chance. Der Ball schlug zum 1:1 im Netz ein! Die Stimmung erreichte den Siedepunkt. Angepeitscht davon stürmte Fofana als nächstes in Richtung Genk-Tor. Sein Weitschussversuch war nicht besonders präzise, stellte Vandevoort dennoch vor Probleme. Flatterten bei den Gästen so langsam die Nerven?
Nein, denn in der Schlussphase schalteten die Belgier nochmals einen Gang hoch. Im genfer Strafraum brannte es. Tief in der Nachspielzeit brachten die Calvin-Städter den Ball nicht mehr hinten raus. Cuesta versuchte es aus dem Getümmel heraus. Crivelli blockte auf der Linie und rettete dem SFC so das Remis!
Ein wahnsinniger Abend ging mit einer gerechten Punkteteilung zu Ende. Eine magische Atmosphäre, verlieh dem Spiel das Gewisse etwas. Eine Stimmung, wie man sie seit der Eröffnung des Stade de Genèves nur ganz, ganz wenig erleben konnte.
Am Wochenende geht es weiter mit der zweiten Runder der Super League. Zu Hause trifft man dann auf den FC Zürich.
Servette FC – KRC Genk 1:1 (0:1)
Stade de Genève : 18'026 Zuschauer
Schiedsrichter : István Vad ; Vencel Tót, István Albert (Ungarn)
VAR : Bartosz Frankowski, Piotr Lasyk (Polen)
Tore : 21' Arokodare (0:1), 77' Rouiller (1:1)
Servette FC : Frick ; Tsunemoto, Rouiller, Severin, Mazikou ; Antunes (72' Guillemenot), Cognat, Douline (80' Ondoua), Kutesa (72' Fofana) ; Crivelli, Bedia (80' Rodelin)
KRC Genk : Vandevoort ; Muñoz, McKenzie, Cuesta, Kayembe ; El Khannouss (59' El Hadj), Hrošovský (85' Galarza), Heynen (68' A. Ouattara), Paintsil ; Fadera (46' Trésor), Arokodare (85' Sor)
Verwarnungen : 28' Douline, 39' Antunes, 52' Muñoz, 80' Paintsil, 84' Cuesta, 90'+2 Guillemenot
Bemerkungen : Servette ohne Stevanovic (Gesperrt), Magnin (Verletzt), Besson, Diallo, Dias, Diba, Henchoz, Ndema, Oberlin, Salihi, Sestito, Souaré (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt von Bradley Mazikou, SFC-Comeback von Gaël Ondoua, 45' Pfostenschuss von Douline ; Genk ohne Bangoura, Carstensen, Chambaere, Leysen, Penders (Nicht im Aufgebot), 71' Eigentor von Tsunemoto wegen Abseits aberkannt
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