Vom Himmel in die Hölle und zurück - zum Unentschieden
Steve Rouiller gesperrt, Yoan Severin verletzt – Thomas Häberli brauchte vor dem Rhône-Derby nicht viele Gedanken an die Abwehrzentrale zu verschwenden. Denn diese stellte sich mit Kasim Adams und Anthony Baron fast schon von allein auf. Wesentlich kreativere Ansätze zeigte der Übungsleiter auf anderen Positionen oder bei der Formation. Denn an Stelle des bekannten 4-2-3-1 setzte Häberli auf ein klassisches 4-4-2 mit Doppelsturm. Victory Beniangba, in seinem ersten Pflichtspiel, und Enzo Crivelli sollten es richten. Alexis Antunes wurde auf den linken Flügel verschoben, während Dereck Kutesa aus der Startelf rotiert wurde. Mit Joseph None debütierte zudem ein Winterneuzugang im zentralen Mittelfeld.
Viel Bewegung auf dem Matchblatt, mässig flüssige Bewegungen auf dem Spielfeld mussten die Fans im Stade de Tourbillon feststellen. Nach einer knappen Viertelstunde konnte Berdayes beinahe eine Unsicherheit von Adams ausnutzen. Mall und der Abwehrspieler konnten mit vereinten Kräften klären. Den fälligen Eckball trat Miranchuk in die Gefahrenzone. Dort stieg Hajrizi am höchsten. Der Winterzugang der Sittener bewies "Köpfchen" und düpierte Mall glücklich zum 1:0.
Bei seinem Debüt konnte sich Beniangba nach gut zwanzig Minuten in Szene setzen. Hoch angespielt setzte er sich im Laufduell gegen Lavanchy durch. Der Nigerianer kam gefährlich vors Tor, wo Fayulu mit den Fingerspitzen den Ausgleich verhindern konnte. Nun war das Spiel lanciert und die lautstarken Fans im Gästeblock und der Heimkurve waren nicht mehr der einzige Hingucker der Partie.
Die nächste gute Chance hatten wieder die Gäste. Fayulu versuchte eine Flanke abzufangen, kam im Luftduell aber nicht an Crivelli vorbei. Artistisch versuchte Stevanovic das 1:1 zu erzielen. Verteidiger Barba rettete auf der Linie.
Doch auch die Servettiens waren nicht immer sattelfest. Adams vertändelte das Leder an der Mittellinie. Chouaref zündete den Turbo und marschierte allein auf das genfer Gehäuse los. Es brauchte eine Heldentat von Mall, der sich in Winkelried-Manier in den Laufweg des Stürmers warf und schlimmeres verhinderte.
Nach einer vergebenen Doppelchance von Crivelli und Antunes hatte man sich mit dem Rückstand zur Pause abgefunden. Doch dann fand der Ball über die beiden selben Protagonisten auf die rechte Seite zu Stevanovic. Dieser glänzte mit einer scharfen Hereinhabe, welche von Antunes eiskalt im Tor versenkt wurde! Servette freute sich über den Ausgleich und Stevanovic über seinen einhundertsten Assist im Trikot der Calvin-Städter. Zu Beginn der zweiten Hälfte liess Häberli Kutesa von der Leine. Er sollte die totale Wende bringen. Im Fokus standen zuerst aber andere. Nach einem Einwurf konnte Antunes von der Grundlinie auf den Elfmeterpunkt zurücklegen. Dort lauerte Stevanovic auf seine Chance. Der Bosnier ist völlig frei und schiebt, ohne mit der Wimper zu zucken, zum 1:2 ein. Jetzt war was los im Tourbillon! Denn die Grenats suchten die Entscheidung. Kutesa setzte sich auf links gegen Lavanchy und Kabacalman durch. Sein Abschlussversuch verfehlte das Tor dann aber doch um einige Meter. In einer animierten Partie blieb es bis zur Schlussphase bei der knappen Führung für die Gäste. Dann kam Kololli auf den Platz. Der routinierte Offensivspieler setze an der Strafraumseite zur Flanke an. Magnin blockte – mit der Hand! Sofort zeigte Schiedsrichter Tschudi auf den Elfmeterpunkt! Kololli wollte seinen Farben einen Punkt im Derby retten. Abgebrüht verlud er Mall und stellte auf 2:2. Ernüchternd für Servette, das sich in der zweiten Halbzeit Spielvorteile erarbeiten konnte. Noch war die Partie aber nicht zu Ende. Kutesa nutzte nach 87 Minuten seine Geschwindigkeit aus. Der Super-League-Topskorer profitierte davon, dass er erst knapp eine Halbzeit in den Beinen hatte. Seinen allein vorgetragenen Konterversuch schloss er mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze ab. Fayulu hatte das Nachsehen, aber das Glück des Tüchtigen! Der Pfosten rettete für den geschlagenen Sion-Schlussmann. Die Walliser schalteten sofort wieder auf Angriff um. Sorgic pflückte sich eine Flanke mit der Brust aus der Luft. Der Abpraller touchierte Tsunemotos Handrücken. Das Schiedsrichtergespann intervenierte auch hier und entschied auf Penalty! Während der erste Elfmeter vertretbar war, liess der zweite Entscheid viele Servette-Fans mit Kopfschütteln zurück. Fassungslos nahmen sie zur Kenntnis, wie Kololli erneut anlief und, mit Panenka, auf 3:2 stellte! Das kann es doch nicht sein! Häberlis mutige Personalentscheidungen werden, in letzter Sekunde, durch zwei Penaltyentscheide nicht belohnt. Nun drohte gar die erste Niederlage des Kalenderjahres.
Noch einmal wagten sich Häberlis Mannen in die Offensive. Noch einmal kamen sie zu einem Freistoss. Cognats Flanke war jedoch zu schlecht platziert, um eine Tormöglichkeit zu fabrizieren. Sion klärte und freute sich, als Schiedsrichter Tschudi abpfiff. Doch Moment! Der Unparteiische beendete die Partie noch nicht! Nein, er lief zu den Monitoren am Spielfeldrand. Dort sah er nach einem kurzen Check, dass Kololli Cognats Freistoss mit dem Unterarm stoppte. Somit hiess es nun: Elfmeter für die Grenats! In der achten Minute der Nachspielzeit hämmerte Crivelli die Kugel unter die Latte und rettete dem SFC in Extremis einen Punkt!
Somit endet ein geschichtsträchtiges Derby mit einer dramatischen Schlussphase. Mit dem Punkt kann man sich in Genf nicht viel kaufen. Immerhin konnte die Offensive mit den drei Treffern Erfolgserlebnisse sammeln. Wir hoffen, dass zumindest die Stürmer, am Sonntag gegen den FC Basel genau da anknüpfen können.
FC Sion – Servette FC 3:3 (1:1)
Stade de Tourbillon : 10'000 Zuschauer
Schiedsrichter : Lionel Tschudi ; Stéphane De Almeida, Matthias Sbrissa
VAR : Lukas Fähndrich ; Hüseyin Sanli
Tore : 13' Hajrizi (1:0), 45' Antunes (1:1), 53' Stevanovic (1:2), 85' Kololli (Handspenalty) (2:2), 89' Kololli (Handspenalty) (3:2), 90'+8 Crivelli (Handspenalty) (3:3)
Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Adams, Baron, Mazikou ; Stevanovic (90' Ndoye), Cognat, Nonge (54' Magnin), Antunes (76' Guillemenot) ; Beniangba (46' Kutesa), Crivelli
FC Sion : Fayulu ; Lavanchy, Hajrizi (68' Ziegler), Barba, Hefti (59' Cipriano) ; Kronig (59' Sorgic), Kabacalman, Berdayes ; Miranchuk (81' Joseph) ; Chouaref (81' Kololli), Bouchlarhem
Verwarnungen : 27' Hajrizi, 83' Adams, 90'+8 Crivelli
Bemerkungen : Servette ohne Rouiller (Gesperrt), Ondoua (Krank), Douline, Frick, Severin, von Moos (Verletzt), Aubert, Diallo, Dias, Fankhauser, Salihi (Nicht im Aufgebot), 87 Pfostenschuss von Kutesa, SFC-Pflichtspieldebüt von Victory Beniangba, Alioune Ndoye, Joseph Nonge ; Sion ohne Tholot (Gesperrt), Bua, Costa, Chipperfield, Moulin, Sow (Verletzt), Aymon, Dubosson, Godwin, Grognuz (Nicht im Aufgebot)
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