«Sauver le Servette FC»
Rund um den Challenge-League-Klub spielen sich Dramen ab
Während sich der FC Basel und dessen Entourage schon jetzt an der Champions League laben, folgen die Fussball-Dramen am unteren Ende des Lac Léman Schlag auf Schlag. Der Servette FC darbt in der Challenge League, der Präsident Francisco Viñas und der Vizepräsident/Sportchef Sébastien Fournier werden beleidigt, verwünscht sogar, brechen wie nach der 0:3-Niederlage am Samstag in Yverdon öffentlich in Tränen aus, von baldigen Übernahmen ist die Rede.
Die Verantwortlichen des defizitären und von der öffentlichen Hand getragenen Stade de Genève stossen wiederholt Hilfeschreie aus, weil die Rechnung blutrot ist: Das schöne Stade bietet 30'000 Plätze, den Hauptmieter Servette FC wollen im Durchschnitt 1450 Personen sehen. Rechne! Politiker jeglicher Couleur schalten sich mit der Parole «sauver le Servette FC» ein, und so geht das immer weiter. Die flotten PR-Sprüche der Euro-Macher über Genf haben im Rückblick zynischen Charakter.
Das ist alles etwas viel. Zudem beginnt am Montag in Genf der Prozess «Marc Roger», zu dem 50 Zeugen erwartet werden, unter denen sich auch Stars des internationalen Fussballs befinden. Der Franzose hatte den wirtschaftlich darbenden Klub 2004 übernommen und Anfang 2005 in den Konkurs geführt. Angeklagt ist er wegen betrügerischen Konkurses, Hochstapelei, ungetreuer Geschäftsführung und Urkundenfälschung.
Gemäss der Anklageschrift sollen die Verbindlichkeiten des Vereins im zweiten Halbjahr 2004 unter der Ägide Rogers von 860 000 auf nahezu 15 Millionen Franken gestiegen sein. Die Anwälte Rogers bestreiten dies. Sie erinnern daran, dass ihr Klient einen «sehr kranken Klub» übernommen habe und dass ihm Unwahrheiten aufgetischt worden seien. Roger sitzt seit März 2005 – mit Unterbrüchen – in Untersuchungshaft. Zuerst hatte er mit den Untersuchungsbehörden mangelhaft kooperiert, später setzte er sich nach Frankreich ab, worauf er in Spanien, als er ein Champions-League-Spiel besuchte, wieder festgenommen wurde.
Roger sitzt nicht allein vor dem Richter: Angeklagt sind auch der frühere Servette-Verwaltungsrat Olivier Maus, ein schwerreicher Manor-Erbe, und die französische Anwältin Marguerite Fauconnet, die Roger in Genf zur Seite stand. In früheren Jahren half die Juristin dem einflussreichen Spielervermittler (Klienten zeitweise: Vieira, Anelka, Makelele), weil diesem die Fifa-Lizenz fehlte.
Quelle NZZ
Social Media