Das ewige Lied der Totengräberliga

09.01.2018 14:29:09 | Kevin

Das ewige Lied der Totengräberliga

 

Weisst du noch was du vor 1334 Tagen gemacht hast? Nein? Kein Wunder, für die meisten ist es eine lange Zeit. Doch genau so lange ist es her als der letzte sportliche Absteiger der Challenge League, der FC Locarno, seine Dernière in der zweithöchsten Schweizer Liga gab. Nun haben wir die Gewissheit, dass diese Zeit noch einiges länger werden wird. Der FC Wohlen steigt freiwillig aus der Challenge League ab.

Um noch zu ergänzen was du wohl gemacht hast, vielleicht warst du am Servette-Spiel, dem letzten der Saison 2013/14. Ein Jahr nach dem ersten sportlichen Abstieg der Genfer, konnte man sich im Mittelfeld behaupten, kassierte am 17.05.2014 jedoch eine erhebliche Niederlage… 5:0 war das eindeutige Verdikt. Gegner damals? Der FC Wohlen.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende

Heute steht der FC Wohlen vor einem Scherbenhaufen. Die erhöhten Anforderungen der SFL, die Professionalisierung der Challenge League, die Gemeinde und finanzielle Schwierigkeiten führen dazu, dass die Freiämter Ende Saison freiwillig den Schritt in die Promotion League antreten. Nach 16 Jahren Profifussball.

Zuletzt waren es bauliche Massnahmen welche der Verein nicht erfüllen konnte. Eine Flutlichtanlage fürs Fernsehen, Klappsitze für die Herren aus Bern, wenn sie denn mal im Stadion sitzen würden, oder ein Platz der mehr einem Acker als einem Fussballplatz gleichkam.

Das alles würden die Gästeteams und Fans über sich ergehen lassen, sind doch andere Stadien in einem weitaus schlechteren Zustand als das in Wohlen. Denn schliesslich sind einige Leute immer noch wegen dem Fussball und den Emotionen im Stadion.

Schlussendlich zieht der FC Wohlen und deren Führungsetage einen Schlussstrich, wer mag es ihnen verübeln in einer Liga in der es schon lange nicht mehr um den Fussball sondern um das nackte Überleben geht.

Die Swiss Football League und ihre Fehlentscheidungen

Eine Ausbildungsliga, das Sprungbrett in die grosse Super League, ein Ort wo junge Talente zum Star von Morgen ausgebildet werden. All dies soll die Challenge League sein, doch wehe dir einer der Vereine strebt mehr an und möchte womöglich auch noch einem der geliebten Super League Teams den Platz an der Sonne streitig machen. Mehr Spannung in unteren Ligen mittels Barrage? Da hört der Spass dann aber auf.

Lieber eine Liga in der meist nach Dreiviertel der Spielzeit alles entschieden ist, ausser vielleicht wer den Zwangsabstieg mitmachen muss. Kontinuität in der obersten Liga zählt eben mehr als spannende Fights um den Auf-/ oder Abstieg, welche die Massen mobilisieren.

Und dann auch noch diese unsäglichen Spiele unter der Woche. Wenn das Fernsehen sagen würde: «Am Dienstagmorgen um 10 Uhr könnten wir noch mehr Zuschauer haben», wetten wir würden nächste Saison genau um diese Uhrzeit spielen? Doch wo führt uns das hin? Ein Fussballspiel lebt von den Emotionen, von den Fans und nicht nur vom Geld welches ein Fernsehsender bezahlt, für welchen die Fans, welche doch eigentlich ein Saisonabo ihres Lieblingsvereins kaufen sollten auch noch Unmengen an Geld hinblättern sollen damit sie das Spiel vor dem Fernseher anstatt im Stadion erleben.

Der Fussball gehört den Fans

Nun also das nächste Kapitel in der Totengräberliga. Ich möchte nicht behaupten, alle Entscheidungen wären falsch gewesen, es macht durchaus Sinn eine zweite Profiliga zu haben in der sich auch kleinere aufstrebende Vereine behaupten können. Und dass man diese mit einem Ligasponsoring von Brack.ch verseht. Denn ein solches Projekt finanziert sich nicht ausschliesslich durch Eintritten an Montagabenden oder Spielerverkäufen in die Super League. Doch sollte der Faktor Fan in jedem Fall mitbeachtet werden.

Welcher Fernsehsender würde schon Spiele übertragen von Vereinen welche keine Fans haben? Welche Unternehmung würde sein Geld in ein Sponsoring investieren? Wer würde sich überhaupt noch für den Fussball interessieren? Hat man doch in benachbarten Ländern auch ganz ansehnliche Vereine. Es ist das Herz, dass hinter dem Verein steht und der Fan, der hinter seiner Mannschaft steht.

Die Wirtschaftlichkeit muss mit den Anforderungen vereinbar sein

Nicht jeder Verein hat einen Mäzen der seine Portokasse öffnet, wenn mal grad Not herrscht. Wir sind nicht in England oder Frankreich. Doch immer wieder müssen die Vereine der Challenge League unglaublichen Anforderungen entsprechen. Ein gutes Beispiel ist der FC Le Mont-sur-Lausanne, welcher letztes Jahr ebenfalls freiwillig den Schritt aus der Challenge League machte. Aufgrund fehlender Infrastruktur mussten sie während ihrer Zeit in der zweitobersten Liga nach Baulmes ausweichen. Der Zuschauerschnitt in diesen drei Jahren lag bei 561 Zuschauern pro Spiel. So viele Zuschauer hatten übrigens auch Freiämter Teams in den Aufstiegsspielen der 3. Liga als es diese noch gab. An den meisten Schweizer Cupspielen hat es mehr Zuschauer. Wieso sollte also nicht ein gewöhnlicher Bolzplatz genügen? Ausser natürlich es geht nur um das Fernsehen.

Andere Vereine, wie eben z.B. der FC Wohlen sollen die Stühle auf den Tribünen wechseln. Sonst droht immer der Lizenzentzug. Doch wenn der Verband mal durchgreifen müsste wie im Fall des FC Wil mit dem damaligen Präsidenten Roger Bigger bleibt man Tatenlos, denn schliesslich ist er resp. war er ja einer von Ihnen. Den Herren aus Bern.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis der nächste Verein in eine missliche Lage kommt. Aber die Swiss Football League schaut weiter tatenlos zu und konzentriert sich lieber um das eigene Portemonnaie.